Sensationelles Rennen in Hamburg! Ironman-Weltmeisterin Laura Philipp setzt sich mit der besten jemals auf der Langdistanz gelaufenen Marathonzeit durch – und ist nun auch Ironman-Europameisterin. Zwei weitere deutsche Athletinnen qualifizieren sich für Hawaii.

Spannender kann Triathlon kaum sein. Den ganzen Tag haben die beiden Top-Favoritinnen Laura Philipp und Katrina Matthews mehr oder weniger nebeneinander verbracht. „Mit Kleber zusammengeklebt“, wie es die deutsche Ironman-Weltmeisterin nach dem Rennen zu Protokoll gab. Auf der Laufstrecke führte Matthews lange Zeit, bevor Philipp acht Kilometer vor dem Ziel unwiderstehlich an der Britin vorbeizog und im strömenden Regen den Sieg nach Hause brachte. Mit der schnellsten Marathonzeit, die jemals eine Frau auf der Langdistanz gelaufen ist: 2:38:27 Stunden, 25 Sekunden schneller als Anne Haug vor knapp einem Jahr in Roth (2:38:52 Stunden). Mit ihrer Gesamtzeit von 8:03:13 Stunden schrammte die Heidelbergerin indes nur knapp an der Weltbestzeit auf der Langdistanz vorbei, die bei 8:02:38 Stunden liegt und von Anne Haug gehalten wird.
Start fast eine Stunde später aufgrund durchziehender Gewitter
Aber der Reihe nach: Regen und durchziehende Gewitter – zunächst machte Hamburg seinem Ruf als Schlechtwetterstadt alle Ehre. Der Start der European Championship der Profi-Frauen wurde von 6:15 auf 7:00 Uhr nach hinten verschoben. Die Wassertemperatur lag bei frischen 17,9 Grad Celsius. Katrina Matthews schwamm von Anfang an und fast durchgängig vornweg, beschwerte sich aber auf der Hälfte der Strecke in Binnen- und Außenalster lautstark bei der Konkurrenz, dass keine der Kolleginnen Führungsarbeit leisten wollte.
Die Britin stieg als Erste aus dem Wasser, dicht gefolgt von Solveig Løvseth aus Norwegen, Ironman-Weltmeisterin Laura Philipp und Jackie Hering aus den USA, die sich im Vorjahr in Hamburg den EM-Titel sicherte. Nach der unendlich langen Hamburger Wechselzone ging ein Trio gemeinsam auf die Radstrecke: Matthews, Philipp und Løvseth.
Matthews, Philipp, Løvseth – ein Trio macht das Rennen auf dem Rad schnell
Und dieses Trio blieb auf den zwei Radrunden à 90 Kilometer mit wechselnder Führungsarbeit weitestgehend stabil an der Spitze und machte das Rennen schnell. Die Norwegerin Løvseth fiel nach einem Defekt am Lenkeraufsatz und einem kurzen Reparatur-Zwischenhalt eine Minute zurück. Aber die Langdistanzdebütantin schaffte es im Alleingang über circa 30 Kilometer, den Anschluss zu Matthews und Philipp wiederherzustellen. Jackie Hering fiel mit einer Panne zurück und schied später aus.

Eine anfangs fünf-, später vierköpfige Verfolgergruppe mit den beiden Deutschen Anne Reischmann und Jenny Jendryschik befand sich auf der Radstrecke mit großem Abstand hinter dem Führungstrio.
Kurz vor dem Ende der zweiten Disziplin fuhr Katrina Matthews eine Attacke und zog das Tempo an. Sie setzte sich bis zur Wechselzone von den beiden Konkurrentinnen ab – 53 Sekunden von Laura Philipp und 1:23 Minuten von Solveig Løvseth. Die Britin beendete mit einer Radgesamtzeit von 4:22:45 Stunden die zweite Disziplin und ging als Führende und mit hohem Tempo auf die Laufstrecke.
Katrina Matthews zieht im Marathon an, Laura Philipp bleibt geduldig
Und da Laura Philipp ebenfalls extrem schnell anlief, folgte dann das im Vorwege erhoffte Lauf-Battle der beiden Top-Favoritinnen. Lange Zeit mit einem Vorsprung von Matthews, der circa 30 bis 45 Sekunden auf Laura Philipp betrug. „Du holst sie dir noch – wie in Nizza“, rief ein Zuschauer der amtierenden Ironman-Weltmeisterin zu. Und er sollte recht behalten. Auf der letzten der vier Laufrunden über etwas mehr als zehn Kilometer wurde es dramatisch. Philipp verkürzte mit jedem Kilometer den Abstand, bis sie nach circa 34 Kilometern der Marathonstrecke an Matthews vorbeizog. Die wollte sich anfangs nicht geschlagen geben, blieb zehn bis 15 Sekunden dahinter, war dem Tempo von Laura Philipp dann aber irgendwann nicht mehr gewachsen. Die 38-jährige Deutsche lief eine unfassbare Durchschnittszeit pro Kilometer von 3:46 Minuten.
Bestzeit bei einem Ironman-Rennen
Auch der einsetzende Regen konnte Philipp nicht mehr aufhalten, die am Ende sogar noch Jagd auf die Weltbestzeit machte – und diese nur knapp verpasste. Ihre 8:03:13 Stunden sind nun die zweitbeste Langdistanzzeit im Frauentriathlon. Und die beste Zeit bei einem Rennen von Ironman – sieben Minuten schneller als Katrina Matthews im April beim Ironman Texas (8:10:14 Stunden). Auch Matthews verbesserte in Hamburg ihre Bestzeit auf 8:05:13 Stunden.
Schnellste Debütantin auf der Langdistanz
Und noch ein Rekord: Solveig Løvseth war die schnellste Debütantin aller Zeiten auf der Langdistanz. Die Norwegerin komplettierte das Podium, ihre Endzeit betrug 8:12:28 Stunden. Anne Reischmann wurde Vierte (8:32:46 Stunden).

Eine andere Debütantin auf der Langdistanz sorgte ebenfalls für ein fantastisches Ergebnis: Jenny Jendryschik landete auf Rang sieben. Damit sicherte sich die 27-jährige Deutsche einen von fünf Slots für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii (11. Oktober).
Sechs deutsche Athletinnen in den Top Ten
Da Laura Philipp, Katrina Matthews und Anne Reischmann bereits für die Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifiziert sind, gingen die fünf WM-Slots an: Solveig Løvseth, die Deutsche Leonie Konczalla (Platz fünf), Danielle Lewis aus den USA (Platz sechs), Jenny Jendryschik und die Britin Rebecca Anderbury auf Rang acht. Zwei weitere deutsche Athletinnen erreichten die Top Ten: Henrike Güber wurde Neunte, hat aber bereits einen WM-Slot, und Johanna Ahrens belegte Rang zehn.
Ironman Hamburg 2025 | Profi-Frauen
1. Juni 2025 | Hamburg (Deutschland)Platz | Name | Land | Gesamt | 3,8 km Swim | 180 km Bike | 42,2 km Run |
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1 | Laura Philipp | GER | 8:03:13 | 54:40 | 4:23:38 | 2:38:27 |
2 | Katrina Matthews | GBR | 8:05:13 | 54:38 | 4:22:45 | 2:40:58 |
3 | Solveig Løvseth | NOR | 8:12:28 | 54:38 | 4:24:10 | 2:46:40 |
4 | Anne Reischmann | GER | 8:32:46 | 58:48 | 4:27:35 | 3:00:08 |
5 | Leonie Konczalla | GER | 8:42:39 | 1:04:43 | 4:36:39 | 2:53:51 |
6 | Danielle Lewis | USA | 8:43:21 | 1:01:15 | 4:28:21 | 3:06:30 |
7 | Jenny Jendryschik | GER | 8:45:01 | 58:50 | 4:28:09 | 3:10:52 |
8 | Rebecca Anderbury | GBR | 8:46:00 | 59:00 | 4:32:01 | 3:07:01 |
9 | Henrike Güber | GER | 8:53:16 | 1:04:46 | 4:34:35 | 3:06:45 |
10 | Johanna Ahrens | GER | 9:06:02 | 55:28 | 4:40:36 | 3:22:24 |
Agegroup-Siege bleiben im Norden Deutschlands
Schnellster Mann bei der achten Auflage des Ironman Hamburg war der Bremer Niklas Dellke, der seine Langdistanzpremiere in 8:08:30 Stunden finishte. Zweiter wurde der Norweger Morten Falk Jörgernsen mit über sieben Minuten Rückstand, Dritter der Brite Alexander Jones. Auch bei den Agegrouperinnen siegte eine Deutsche: Christina Paulus aus Hameln gewann in 9:13:27 Stunden vor der Finnin Laura Heinonen und Jessica Ittner aus Bad Staffelstein. Profi-Männer waren in der Hansestadt nicht am Start, die Europameisterschaften finden für sie am 29. Juni in Frankfurt statt.
