Hohe Temperaturen, ein Weltklassefeld und große Titelambitionen: Beim Ironman Frankfurt 2025 treffen am Sonntag Olympiasieger, Weltmeister und Aufsteiger aufeinander. Was die Favoriten vor dem Rennen sagen und warum es für manche um mehr als nur den Sieg geht.

Am Sonntag wird Frankfurt zum Schauplatz eines der hochkarätigsten Rennen der Saison: Die Ironman-Europameisterschaft der Männer lockt nicht nur mit 87.500 US-Dollar Preisgeld und 5.000 Punkten für die Pro Series, sondern auch mit einem Feld, das Weltmeistertitel in Serie vereint. Auf der offiziellen Pressekonferenz zeigten sich die Stars vor dem Hitzerennen am Main reflektiert, fokussiert – und zum Teil auch überraschend emotional.
Kieran Lindars: „Es hätte mein letztes Rennen sein können“
Noch vor einem Jahr wollte Kieran Lindars seine Profi-Karriere eigentlich beenden. „Ich dachte, ich hätte mein Limit erreicht“, sagt der Brite. „Frankfurt war mein letzter Versuch und dann wurde es ein Rennen, das mein Leben verändert hat.“ Damals wurde er Zweiter, später Achter in Kona. Heute kehrt er als gereifter Athlet zurück. Mit mehr Selbstvertrauen, aber auch mit der Erinnerung an seine Wurzeln: „Ich habe mich bei lokalen Schwimm- und Laufvereinen vorbereitet – dieselben Leute, die mich als Kind trainiert haben.“ Für die Hitze am Sonntag hat er ein improvisiertes Trainingszelt im heimischen Garten gebaut – aus einem Baumarkt-Gewächshau und Heizlüfter. „Man kann viel erreichen, wenn man kreativ ist“, sagt Lindars und liefert damit die wohl bodenständigste Vorbereitung des Profifeldes.

Jonas Schomburg: „Jetzt wird’s ernst“
In Südafrika stand er bei seinem ersten Ironman direkt auf dem Podium. Nun folgt für Jonas Schomburg der erste Start auf deutschem Boden über die 226 Kilomter. „In Hamburg bin ich oft über die Kurzdistanz gestartet, aber Frankfurt ist noch mal eine andere Nummer“, sagt der zweimalige Olympiateilnehmer. „Das wird sehr speziell.“ Sein Rennen in Südafrika bezeichnete er selbst als „langen Trainingstag“ – jetzt soll es ernst werden. „Ich habe mich diesmal richtig vorbereitet, mit Fokus auf das Zeitfahrrad und auf die Strecke.“ In Frankfurt wolle er nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern taktisch agieren: „Das Feld ist deutlich dichter. Ich muss schauen, wie das Schwimmen läuft und dann meine Karten spielen.“
Rudy von Berg: „Im Aufwärtstrend“
Dritter bei der Ironman-WM in auf Hawaii, Dritter in Texas, aber von optimaler Form will Rudy von Berg noch nicht sprechen. „In Texas hatte ich auf dem Rad ein schlechtes Gefühl, selbst in der Rennwoche waren meine Beine schwach“, gibt der US-Amerikaner offen zu. „Aber ich spüre, dass es aufwärts geht.“ Frankfurt ist für ihn ein weiterer Schritt Richtung Saisonhöhepunkt: „Ich habe in den vergangenen Jahren gemerkt, dass ich im Laufe des Jahres immer besser werde und bei den WMs somit meist sehr gut in Form bin. Ich bin gespannt, wofür es am Sonntag reicht.“
Magnus Ditlev: „Ich will das Rennen auf dem Rad prägen“
Der Däne ist einer der Favoriten und will das Rennen von vorn gestalten. In Südafrika dominierte er das Radfahren, jetzt erwartet ihn in Frankfurt ein anderes Szenario. „Die Strecke ist schneller, das Feld dichter, es wird ein ganz anderes Rennen“, sagt Ditlev. Taktik werde wichtiger, aber: „Ich werde trotzdem versuchen, auf dem Rad Druck zu machen.“ Die Frage nach dem Umgang mit Druck beantwortet er mit einem Lächeln. „Ich glaube, Kristian neben mir hat ein bisschen mehr Druck als ich“, sagt er mit Blick auf Blummenfelt – und lenkt die Aufmerksamkeit elegant um.

Patrick Lange: „Ich will diesen Fluch brechen“
Es ist sein Heimrennen – und gleichzeitig ein Ort, an dem Patrick Lange noch nie gewinnen konnte. „Frankfurt ist das einzige große Rennen, das ich noch nicht gewonnen habe“, sagt der dreifache Ironman-Weltmeister. „Ich hoffe, ich kann diesen Fluch endlich brechen.“ Die Rückkehr nach Verletzung verlief vielversprechend, das Selbstvertrauen ist zurück, auch weil ihm die zu erwartende Hitze entgegenkommt: „Ich mag Hitze, das ist kein Geheimnis.“ Besonders motiviert sei er durch das hochkarätige Feld. „So viele Topathleten – das ist fast wie bei einer WM. Genau solche Rennen bringen das Beste aus mir raus.“ Lange verspricht, sich besser zu positionieren als im Vorjahr: „Da habe ich das Rennen in den ersten 20 Metern des Schwimmens verloren.“
Kristian Blummenfelt: „Ich will’s dieses Mal richtig machen“
Im vergangenen Jahr reiste Blummenfelt zwei Wochen nach Olympia direkt nach Frankfurt – und gewann in 7:27 Stunden. Dabei war er kaum vorbereitet, hatte das Rad kaum getestet und musste sogar während des Rennens einen Toilettenstopp einlegen. „Allein das hat mich 25 Sekunden gekostet, vielleicht war das der Unterschied zum perfekten Rennen“, sagt der Norweger mit einem Augenzwinkern. In diesem Jahr sei er besser vorbereitet: „Ich will zeigen, dass ich Magnus auf dem Rad folgen kann – und Patrick beim Laufen.“ Seine größte Schwäche – das wiederholte Erbrechen bei Rennen – habe er mit medizinischer Hilfe inzwischen im Griff. „Ich habe mich seit Kona nicht mehr übergeben“, sagt Blummenfelt. Für Sonntag lautet sein Plan daher: „Das Ding gewinnen.“