Laura Philipp hat ihren Ironman-Europameistertitel mit einer überzeugenden Performance verteidigt. Die Heidelbergerin gewann am Pfingstsonntag den Ironman Hamburg in 8:18:20 Stunden. Nach 3,8 Kilometern Schwimmen in der Alster, 180 Kilometern Radfahren durch die Hansestadt und entlang der Dove-Elbe sowie 42,195 Kilometern Laufen durch die Hamburger City erreichte Philipp das Ziel auf dem Rathausmarkt mehr als 18 Minuten vor der zweitplatzierten US-Amerikanerin Chelsea Sodaro. Dritte wurde Manon Genet aus Frankreich in 8:52:02 Stunden. Philipps zweiter EM-Titel nach ihrem Sieg vor einem Jahr in Finnland war nie ernsthaft gefährdet. „Das war meine Revanche nach der verpassten WM in St. George“, sagte die Siegerin im Zielinterview. „Ich habe alles rausgehauen, was ich in mir hatte.“ Ihre 8:18:20 Stunden bedeuten nicht nur deutschen Langstreckenrekord für Philipp. Es ist auch die zweitbeste jemals erzielte Zeit über die 226 Kilometer. Nur die legendäre Chrissie Wellington war 2011 in Roth noch einmal sieben Sekunden schneller im Ziel (8:18:13 Stunden). Profi-Männer waren in Hamburg nicht am Start. Ihre EM wird Ende Juni im Rahmen des Ironman Frankfurt ausgetragen.
Hamburg empfing die Profi-Frauen und die 2.700 Agegrouper am frühen Morgen mit bestem Triathlonwetter: blauer Himmel und strahlender Sonnenschein – kein Vergleich mit dem verregneten Rennen vor einem Jahr, das Laura Zimmermann in 8:54:31 Stunden für sich entschied. Die Organisatoren hatten den Ironman sogar extra aus dem Spätsommer auf Anfang Juni vorverlegt. Grund dafür war allerdings nicht der Regen vor einem Jahr, sondern die geringere Gefahr von Blaualgen in der Binnenalster. Außerdem soll der neue Termin besser in die Rennplanung der Athletinnen und Athleten passen. Ganz aufgehen wollte dieser Plan dieses Jahr allerdings nicht. Nur zwölf Profi-Frauen nahmen um 6.15 Uhr den Fight um die EM-Krone auf – etwas enttäuschend für ein mit 75.000 US-Dollar dotiertes Ironman-Titelrennen. Auch der Bekanntheitsgrad der Athletinnen hielt sich mit Ausnahme von Laura Philipp und Chelsea Sodaro in Grenzen.
Philipp immer an Sodaros Füßen
Im Wasser setzte sich kurz nach dem Start eine vierköpfige Spitzengruppe ab. Angeführt von Chelsea Sodaro bei ihrem ersten Ironman schwamm das Neopren-Quartett durch die Binnenalster und unter der Kennedybrücke hindurch in die Außenalster. Auch auf dem Rückweg sorgte die Mitteldistanzspezialistin für die Pace, während ihre Begleiterinnen Philipp, Manon Genet (Frankreich) und Chantal Sainter (Großbritannien) den Wasserschatten nutzten. Nach 54:38 führte Sodaro die Gruppe als Erste die Stufen aus der Kleinen Alster hinauf zum Rathausmarkt und in die Wechselzone. Es sollte das letzte Mal sein, dass die US-Amerikanerin, Genet oder Sainter mit Philipp auf einer Höhe blieb. Die Deutsche lief am schnellsten durch die extrem lange Wechselzone am Balindamm und ward nicht mehr gesehen. Von ihrem Sieg beim Ironman 70.3 Kraichgau vor sieben Tagen zeigte sich die 35-Jährige gut erholt. Im Mai hatte sie ihren WM-Start in St. George wegen einer Coronainfektion kurzfristig absagen müssen.
Auf den beiden überwiegend flachen 90-Kilometer-Radschleifen ging es für die Athletinnen zunächst über die Reeperbahn und den Fischmarkt. Dann legte der Kurs seinen urbanen Charakter ab und führte entlang der Dove-Elbe, einem Seitenarm der Elbe, über viele Kilometer entlang eines Deichs. Im Rennen wurden die vier besten Schwimmerinnen schnell zu vier Einzelkämpferinnen. Ganz vorn brachte Philipp Meter um Meter zwischen sich und Sodaro, die noch als einzige das enorme Tempo einigermaßen mitgehen konnte. Genet und Sainter verloren noch auf der ersten Runde neun Minuten und auch von den schwächeren Schwimmerinnen konnte sich keine ernsthaft nach vorn arbeiten.
40er-Schnitt und 2:45er-Marathon
Bereits nach 4:31:14 Stunden im Sattel stellte Philipp ihre Rennmaschine in T2 ab (Schnitt laut Ironman-Tracker 40,04 km/h). Die Titelverteidigerin hatte sich auch vom Verlust einer ihrer Radflaschen nicht aus dem Konzept bringen lassen. Als Sodaro vier Minuten später in die Wechselzone abbog, war die Führende trotz eines Stopps auf dem Dixi schon längst wieder weg. Manon Genet erreichte T2 als Dritte mit mehr als 16 Minuten Rückstand. Die beiden anderen deutschen Profi-Frauen, Verena Walter (im Ziel auf Platz sechs) und Annika Timm (im Ziel Zehnte), lagen zu diesem Zeitpunkt knapp 30 bzw. 50 Minuten hinter der Spitze. Schon jetzt war klar, dass einzig Sodaro noch eine kleine Chance auf den Sieg haben würde, falls Philipp beim Marathon schwächeln sollte.
Doch diesen Gefallen tat die mit Abstand beste Athletin des Tages ihren Konkurrentinnen nicht. Mit dem ersten Kilometer in den Laufschuhen baute Philipp ihre Führung weiter aus. Beim Halbmarathon ging sie in 1:20 Stunden durch und auch danach ließ sie nicht locker. Am Ende gelang Philipp in 2:45:39 Stunden eine der besten Marathonzeiten der Triathlongeschichte. Selbst auf der Zielgeraden war angesichts des noch möglichen Rekords von Chrissie Wellington keine Zeit für große Jubelarien mit dem Publikum. Die holte eine bestens gelaunte und erstaunlich frische Laura Philipp wenige Minuten später nach. In dieser Form, das dürfte allen klar sein, ist die neue und alte Europameisterin ein ganz heißer Tipp für die Ironman-WM im Oktober auf Hawaii.
Ironman Hamburg | Profi-Frauen
5. Juni 2022 | HamburgPlatz | Name | Land | Gesamt | 3,8 km Swim | 180 km Bike | 42,2 km Run |
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1 | Laura Philipp | GER | 8:18:20 | 54:39 | 4:31:14 | 2:45:39 |
2 | Chelsea Sodaro | USA | 8:36:42 | 54:38 | 4:35:09 | 3:00:21 |
3 | Manon Genet | FRA | 8:52:02 | 54:40 | 4:47:53 | 3:02:43 |
4 | Heini Hartikainen | FIN | 8:56:31 | 1:02:15 | 4:44:35 | 3:02:02 |
5 | Chantal Sainter | GBR | 9:01:50 | 54:41 | 4:49:57 | 3:10:42 |
6 | Verena Walter | GER | 9:33:09 | 1:02:14 | 4:51:08 | 3:31:24 |
7 | Jenny Nae | SWE | 9:34:12 | 1:04:26 | 5:12:15 | 3:08:50 |
8 | Janien Lubben | NED | 9:41:11 | 1:09:50 | 5:05:45 | 3:16:57 |
9 | Karina Gosvig | DEN | 9:45:50 | 58:46 | 5:04:47 | 3:33:55 |
10 | Annika Timm | GER | 10:21:26 | 1:11:03 | 5:04:01 | 3:58:16 |