Das Rennen des Jahres begann bei der ersten Disziplin direkt mit einigen Überraschungen: Überschwimmer Josh Amberger, der im vergangenen Jahr alleine als Führender aus dem Wasser kam, bestimmte auch dieses Mal das Tempo, setzte sich in diesem Jahr allerdings nicht alleine ab. Mit acht anderen Athleten im Schlepptau kam der Australier nach 47:39 Minuten aus dem Wasser und zerteilte damit das komplette Profifeld. In der neunköpfigen Spitzengruppe waren unter anderem die Mitfavoriten Tim O‘Donnell (USA), Javier Gomez (ESP) und auch Maurice Clavel zu finden. Dahinter folgte mit knapp zwei Minuten Rückstand die erste Verfolgergruppe um Braden Currie (NZL), David McNamee (GBR), Andy Potts (USA) und Andrew Starykowicz (USA). Sebastian Kienle erwischte ein sehr gutes Schwimmen und kam nach 50:42 Minuten in der zweiten Verfolgergruppe nur wenige Sekunden nach Patrick Lange aus dem Wasser. Auch Cameron Wurf, Patrik Nilsson (SWE), James Cunnama (RSA) und Andreas Dreitz befanden sich in dieser Gruppe.
Lionel Sanders (CAN) erwischte nur ein durchwachsenes Schwimmen und kam nach 53:49 Minuten auf Position 42 liegend in die erste Wechselzone. Außerdem gab es eine weitere Besonderheit in der ersten Disziplin: Der Schwimmstreckenrekord von Lars Jorgensen (USA/46:41 Minuten) aus dem Jahre 1998 wurde gebrochen. Allerdings nicht von einem Profiathleten, sondern von einem Agegrouper. Jan Sibbersen, ehemaliger Schwimmprofi, aktueller Manager von Patrick Lange und Geschäftsführer der Firma Sailfish, beendete die erste Disziplin nach 46:30 Minuten und nahm die Radstrecke als erster Agegrouper in Angriff.
Kienle mit mechanischen Problemen kurz nach T1
Nach wenigen Kilometern auf dem Rad musste Sebastian Kienle nach seiner nahezu perfekten Ausgangslage eine bittere Pille schlucken: Er bekam mechanische Probleme am Rad und musste sein Hinterrad tauschen. Nachdem er etwa drei Minuten verlor, nahm er wieder die Verfolgung auf. An der Spitze trennte sich schnell die Spreu vom Weizen. Es bildete sich ein Trio aus Cameron Wurf, Andrew Starykowicz und Josh Amberger. Gemeinsam fuhren sie Richtung Hawi, wo sich der Wendepunkt der Radstrecke befindet. An diesem Punkt hatte das Dreigespann gut vier Minuten Vorsprung vor der ersten Verfolgergruppe, welche die meiste Zeit von Andreas Dreitz angeführt wurde. Probleme hatten währenddessen die beiden Überbiker Lionel Sanders und Sebastian Kienle. Beide konnten keinen Boden gutmachen und verloren sogar Zeit auf die erste Verfolgergruppe.
Wurf verbessert eigenen Radstreckenrekord
Direkt nach dem Wendepunkt war es der amtierende Radstreckenrekordhalter Cameron Wurf, der die Initiative ergriff und das Tempo verschärfte. Seine beiden Mitstreiter konnten dem Tempo nicht mehr folgen und mussten abreißen lassen. Nach knapp 160 Kilometern hatte Starykowicz eine Minute Rückstand, Amberger 4:15 Minuten und die erste große Gruppe lag gut sechs Minuten hinter dem Führenden. Von hinten konnten außerdem Bart Aernouts, David Plese und Michael Weiß auf die Gruppe aufschließen. Die zweite Verfolgergruppe um Sanders, Kienle, McNamee, Cunnama, Don und Reed hatte zu diesem Zeitpunkt einen Rückstand von knapp neun Minuten auf Wurf. Auch auf den letzten Kilometern ließ der ehemalige Radprofi nicht nach. Er hielt sein irrsinniges Tempo durch, verbesserte seinen eigenen Radstreckenrekord von 4:12:54 Stunden auf 4:09:06 Stunden und kam nach insgesamt 5:02:01 Stunden in die zweite Wechselzone. Starykowicz folgte mit 2:10 Minuten Rückstand und Josh Amberger wurde noch von der Verfolgergruppe mit insgesamt 13 Athleten eingeholt, welche die Radstrecke schließlich 6:30 Minuten hinter Wurf beendete. Die zweite Verfolgergruppe erreichte T2 knapp elf Minuten nach dem Australier.
Lange läuft zum Streckenrekord
Auf dem Marathon kristallisierte sich bereits nach wenigen Kilometern heraus, wer bei der Laufentscheidung in diesem Jahr ein Wörtchen mitreden würde. Aus der ersten Verfolgergruppe schlugen Patrick Lange, Braden Currie, Tim O’Donnell und Bart Aernouts sofort ein hohes Tempo an, setzen sich von den restlichen Verfolgern ab, und liefen die ersten 13 Kilometer Seite an Seite. Schließlich war es, wie bereits im vergangenen Jahr, Patrick Lange, der eine entscheidende Tempoverschärfung einlegte, und sich langsam von seinen Mitstreitern löste. Bei Kilometer 16 überholte er mit einem spektakulären Handschlag Cameron Wurf und übernahm die Führung des Rennens. Diese sollte er auch nicht mehr hergeben, denn mit einem schnellen Schritt und äußerst dynamischen Laufschritt rannte der Vorjahressieger einem neuen Streckenrekord entgegen. Hinter Lange entbrannte allerdings ein enger Kampf um die weiteren Podiumsplatzierungen. Der laufstarke Ironman-Hamburg-Sieger Bart Aernouts ergatterte bereits auf der ersten Laufhälfte den zweiten Rang und sicherte diesen souverän ab. Im Kampf um den Bronzerang wurde es allerdings noch einmal spannend, denn aus der zweiten Verfolgergruppe kam der Vorjahresdritte David McNamee von hinten angerauscht. Der Brite überholte Braden Currie, Tim O’Donnell und Javier Gomez und lag ab Kilometer 29 auf Rang drei.
An der Spitze des Feldes beendete Patrick Lange den Marathon in 2:41:32 Stunden erneut mit der schnellsten Laufzeit des Tages. Damit schaffte der 32-Jährige, was zuvor noch niemanden gelungen ist: Er blieb unter der magischen Acht-Stunden-Marke und stieß mit seiner Endzeit von 7:52:39 Stunden auf Hawaii in ganz neue Sphären vor. Lange nutzte direkt nach seinem Zieleinlauf die Gunst der Stunde und machte seiner Freundin Julia einen Heiratsantrag, welchen sie direkt annahm. Aus sportlicher Sicht sorgte allerdings nicht nur Lange für Höchstleistungen: Auch Bart Aernouts finishte unter acht Stunden und kam 4:02 Minuten nach Lange in einer Gesamtzeit von 7:56:41 Stunden ins Ziel. David McNamee wiederholte seinen dritten Platz aus dem Vorjahr mit einer Zeit, die 2017 zum Sieg gereicht hätte: 8:01:09 Stunden.
Kienle steigt verletzt aus, Sanders mit enormen Problemen
Tim O’Donnell (8:03:17 Stunden) und Braden Currie (8:04:41 Stunden) sicherten sich die Plätze vier und fünf. Für die Überraschung des Tages sorgte Matt Russell (USA), der im vergangenen Jahr auf Hawaii während des Rennens von einem Truck angefahren wurde, und in diesem Jahr erst durch seinen dritten Platz beim Ironman Mont-Tremblant Ende August seinen Kona-Slot sicherte. Er beendete das Rennen auf Platz sechs (8:04:45 Stunden), sein mit Abstand bestes Hawaii-Ergebnis. Die Plätze sieben bis zehn belegten Joe Skipper (GBR), Andy Potts (USA), Cameron Wurf und Michael Weiss (AUT). Javier Gomez musste dem hohen Radtempo gegen Ende des Marathons Tribut zollen und beendete das Rennen auf Rang elf (8:11:41 Stunden). Die beiden deutschen Hawaii-Rookies Andreas Dreitz (8:14:02 Stunden) und Maurice Clavel (8:19:40 Stunden) beendeten das Rennen auf den Rängen 13 und 19. Sebastian Kienle beendete das Rennen, zum ersten Mal in seiner gesamten Langdistanzkarriere, vorzeitig auf der Laufstrecke nach knapp zwei Kilometern aufgrund von Schmerzen an der Achillessehne. Top-Favorit Lionel Sanders, der den ganzen Tag mit enormen Problemen zu kämpfen hatte, biss sich durch und finishte nach 8:30:34 Stunden auf Platz 28. Was genau dem Kanadier während des Wettkampfes zu schaffen machte, ist noch nicht bekannt.
Ironman Hawaii 2018 | Männer
13. Oktober 2018 | Kailua-Kona, Hawaii (USA)Platz | Name | Land | Gesamt | 3,86 km Swim | 180,2 km Bike | 42,195 km Run | |
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1 | Patrick Lange | GER | 7:52:39 | 0:50:37 | 4:16:04 | 2:41:31 | |
2 | Bart Aernouts | BEL | 7:56:41 | 0:54:07 | 4:12:25 | 2:45:41 | |
3 | David McNamee | GBR | 8:01:09 | 0:49:31 | 4:21:18 | 2:46:03 | |
4 | Timothy O'Donnell | USA | 8:03:17 | 0:47:45 | 4:18:45 | 2:52:33 | |
5 | Braden Currie | NZL | 8:04:41 | 0:49:28 | 4:17:17 | 2:53:38 | |
6 | Matthew Russell | USA | 8:04:45 | 0:54:02 | 4:12:58 | 2:52:56 | |
7 | Joe Skipper | GBR | 8:05:54 | 0:50:53 | 4:15:41 | 2:54:15 | |
8 | Andy Potts | USA | 8:09:34 | 0:49:33 | 4:18:51 | 2:56:27 | |
9 | Cameron Wurf | AUS | 8:10:32 | 0:50:51 | 4:09:06 | 3:06:18 | |
10 | Michael Weiss | AUT | 8:11:04 | 0:54:14 | 4:11:27 | 3:00:02 |