Emma Pallant-Browne ist in dieser Saison in bestechender Form und gehört zu den besten Profiathletinnen auf der Mitteldistanz. Aber wo kommt die Britin in sportlicher Hinsicht eigentlich her und wieso ist sie nicht auf der Langdistanz anzutreffen?
Wenn der Name Emma Pallant-Browne auf der Starterliste einer Mitteldistanz steht, zählt die Britin immer zu den Favoritinnen – für den Sieg, mindestens jedoch für eine Podiumsplatzierung. In der aktuellen noch jungen Saison stand sie bereits bei vier Rennen an der Startlinie. Zwei davon beendete Pallant-Browne mit nur einer Woche Abstand als Siegerin, eins als Zweite und eins gar nicht. 2023 waren die schlechtesten Ergebnisse zwei vierte Plätze von insgesamt acht Rennen – die Bilanz der 34-Jährigen kann sich also definitiv sehen lassen und bringt sie aktuell auf Platz acht der PTO-Weltrangliste.
Geboren ist sie als Emma Pallant am 4. Juni 1989 in Farnham, südwestlich von London. Seit Anfang 2021 ist sie mit dem ehemaligen Triathlonprofi Jaryd Browne verheiratet und startet seitdem als Emma Pallant-Browne. Gemeinsam mit zwei Hunden leben die beiden in Johannesburg, zum Trainingslager geht es oftmals nach Boulder, Colorado. Beide sind als Coaches für das „Peak Team“ tätig, eine globale Trainingscommunity für den Ausdauersport, die Jaryd Browne selbst ins Leben gerufen hat.
Erfolge im Laufsport und auf der Kurzdistanz
Der sportliche Hintergrund Pallant-Brownes liegt im Laufsport, hauptsächlich auf der Mittelstrecke. 2008 belegte sie bei der Junioren-Weltmeisterschaft Platz drei über 1.500 Meter, drei Jahre später wurde sie in der U23 Europameisterin im Crosslauf. Zum Triathlon kam sie schließlich 2012, während sie sich von einer Knieverletzung erholte. Emma Pallant-Browne startete zunächst auf der Kurzdistanz, wurde im zweiten und dritten Karrierejahr nationale Meisterin in Großbritannien und gewann 2014 den London Triathlon. Auch bei Weltcups und in der WTCS (damals noch ITU) repräsentierte sie die Farben Großbritanniens. Im Duathlon und Aquathlon konnte sie zahlreiche Siege, inklusive WM-Titel, erringen. Als bestes Ergebnis eines ITU World Triathlons beziehungsweise WTCS-Rennens steht ein zehnter Platz aus dem Jahr 2015 ihrer heutigen Wahlheimat Südafrika zu Buche.
Über die Mittel- zur Langdistanz?
Der Wechsel auf die Mitteldistanz 2016 begann mit einer herben Enttäuschung. Bei ihrem ersten Rennen über die insgesamt 113 Kilometer in Brasilien schien Pallant-Browne der Sieg sicher. Einen Kilometer vor dem Ziel kollabierte sie jedoch und konnte den Wettkampf nicht beenden. Abschrecken ließ sie sich davon nicht. Ein Jahr später lief sie bei der Ironman-70.3-WM in Chattanooga hinter Daniela Ryf und vor Laura Philipp als Vizeweltmeisterin ins Ziel.
Ist bei diesen Erfolgen der Weg zur Langdistanz nicht automatisch geebnet? Nicht unbedingt, zumindest nicht für Emma Pallant-Browne. Nach einem DNF beim Ironman Südafrika 2018 absolvierte sie im selben Jahr in Klagenfurt ihre erste Langdistanz. Der dritte Platz bedeutete die Quali für den Ironman Hawaii, dort kam sie jedoch nicht ins Ziel. Es sollte noch eine weitere Langdistanz beim Ironman Lanzarote 2019 folgen, das Rennen endete jedoch ebenfalls mit einem DNF in der Ergebnisliste. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit machen Emma Pallant-Browne zu schaffen. Bereits zweimal musste sie auf dem glühenden Asphalt des Homestead Miami Speedway medizinisch versorgt werden und vorzeitig aufgeben, zuletzt beim T100-Rennen im März dieses Jahres. Die Überhitzungsgefahr ist ein wesentlicher Grund für Emma Pallant-Brownes Signature-Outfit, den Badeanzug. Mit langen Ärmeln und Beinen startet sie nur, wenn im Rennen kühle Verhältnisse zu erwarten sind. Diese Anfälligkeit für Hitze scheint der einzige Aspekt zu sein, der die konstant starken Ergebnisse der Britin gefährden kann.
Engagement für Frauen im Sport
Besagter Badeanzug brachte Emma Pallant-Browne in die Schlagzeilen abseits der Fachmedien. Grund dafür war ein Foto, das sie bei den PTO European Open auf Ibiza zeigte. Ihr Racesuit war bewusst in hellen Farben gehalten, um die Überhitzungsgefahr weiter zu minimieren. Gegenstand der Berichterstattung war ein Blutfleck, der auf dem Badeanzug zu sehen war – genauer gesagt die Tatsache, dass Emma Pallant-Browne dieses Bild gepostet hatte. Nicht nur in der Triathlon-Community feierte man sie dafür, dass sie die Menstruation aus der Schublade der Tabuthemen geholt hatte und sich für eine fortschreitende Normalisierung einsetzte. Auch mit der Kampagne „Sport Your Period“ eines Wäschelabels möchte Emma Pallant-Browne Frauen, und explizit Sportlerinnen, dazu ermutigen, die Periode nicht zu verheimlichen oder als Schwäche auszulegen, sondern trotz möglicherweise erschwerten Bedingungen sportlich zu performen.