Freitag, 20. Juni 2025

Fabelzeit: Manoel Messias läuft Ironman-Marathon unter 2:30 Stunden

Patrick Lange wollte der erste Athlet sein, dem dieser Schritt gelingt. Nun war es ein ehemaliger Kurzdistanzathlet, der bei seiner ersten Langdistanz den Laufrekord pulverisierte und in neue Sphären geschraubt hat.

Janos M Schmidt Manoel Messias während des WTCS-Rennens in Abu Dhabi.

Mit seiner unfassbaren Marathonzeit von 2:26:50 Stunden hat der Brasilianer Manoel Messias beim Ironman Brasil 2025 Geschichte geschrieben – und damit einen neuen Maßstab für das Laufen auf der Langdistanz gesetzt. Noch nie zuvor war ein Athlet die abschließenden 42,2 Kilometer schneller gelaufen. Dass der Kurs in Florianópolis als ein schneller gilt, dürfte seit 2017 bekannt sein. Tim Don stellte damals eine neue Bestzeit für den Ironman in 7:40:24 Stunden auf. Der Rekord des Briten sollte knapp fünf Jahre Bestand haben. Obwohl Messias mit diesem Laufabschnitt Geschichte schrieb, reichte es am Ende „nur“ für Platz zwei – der Argentinier Luciano Taccone gewann das Rennen.

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Patrick Lange gilt als einer der schnellsten Läufer auf der Langdistanz. Zweimal scheiterte der dreifache Ironman-Weltmeister knapp an der magischen Marke von 2:30 Stunden. Seine Bestzeit von 2:30:27 Stunden, gelaufen bei der Challenge Roth 2023, war bislang der schnellste Marathon innerhalb einer Langdistanz. Beim Ironman Israel 2022 lief Patrick Lange 2:30:32 Stunden.

Der Messias kam

Doch nun hat Manoel Messias diesen Titel zumindest im Hinblick auf Geschwindigkeit neu definiert. Was diese Leistung umso beeindruckender macht: Für den 28-jährigen Brasilianer war es sein Langdistanz-Debüt. Bislang war er hauptsächlich auf der Kurzdistanz unterwegs, nahm an den Olympischen Spielen in Tokio und Paris teil und überzeugte zuletzt in der WTCS-Serie in Abu Dhabi mit dem 14. Platz. Seine Marathonzeit von 2:26:50 entspricht einem Schnitt von 3:29 Minuten pro Kilometer – eine Pace, die selbst bei frischen Beinen und einer Solo-Marathonvorbereitung eine unerreichbare Zeit für die meisten Agegrouper ist. Messias hat nun das nächste Kapitel aufgeschlagen – vielleicht sogar ein neues Zeitalter eingeleitet.

AbschnittZeitPace (min/km)
3 km00:10:0203:09
9 km00:31:5203:33
13 km00:44:5503:24
19 km01:06:4203:32
23 km01:19:3403:20
29 km01:41:3803:35
33 km01:54:4103:24
39 km02:17:1303:39
Ziel02:26:5003:29 (ø)
Die Splitzeiten des Rekordlaufs.

Bei solchen Fabelzeiten kommen schnell Zweifel auf, ob die Strecke richtig vermessen war oder ordentlich Kilometer auf dieser blieben. Messias selbst hat keinen Strava-Upload seines Laufs, doch der viertplatzierte Profi, Andre Lopes, postete seinen Lauf mit 41,81 Kilometern. Die später geposteten Aufzeichnungen von fünf weiteren Athleten ergaben eine durchschnittliche Länge von 42 Kilometern. Somit ist davon auszugehen, dass der Lauf nahezu an der Marathonmarke von 42,195 Kilometern war. Selbst fehlende 300 Meter hätten bei der Geschwindigkeit, die Messias gelaufen ist, nur eine Minute zusätzlich auf die Endzeit ergeben, was dann einer Marathonzeit von 2:27:50 Stunden entsprechen würde.

Ob sich dieser Rekord als Ausreißer oder als Auftakt zu einer neuen Generation von Laufzeiten auf der Langdistanz erweist, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Laufleistung von Manoel Messias wird noch lange für Diskussionen sorgen – auch bei Patrick Lange selbst, der diesen Maßstab als Herausforderung begreifen dürfte. Die Jagd kann beginnen.

„Du wirst einbrechen“

Im Zielinterview war Manoel Messias selbst noch ungläubig seiner vollbrachten Tat: „Es war wirklich eine ganz neue Erfahrung. Offen gestanden habe ich erwartet, dass ich irgendwann komplett einbreche. Ich bin die Marathonstrecke total schnell angegangen – die ersten zehn Kilometer bin ich in etwa 3:20 Minuten pro Kilometer gelaufen. Da dachte ich: Junge, du wirst einbrechen. Niemand läuft das so. Du wirst einbrechen.“

„Ich bin die drei Kilometer in genau zehn Minuten durchgelaufen, also 3:20er-Schnitt. Und ich habe einfach weitergemacht. Dann habe ich mir gesagt: Bleib ruhig, atme, iss etwas. Der Schnitt ist dann ein wenig gestiegen – auf 3:28 pro Kilometer. Und diesen Rhythmus konnte ich bis Kilometer 27, 28 halten. Ab Kilometer 28 wurde es dann 3:29 – aber ich bin nicht eingebrochen“, erklärt der Brasilianer. „Die letzten fünf Kilometer waren wirklich sehr schwer. Nicht vom Atmen her – mein Puls war super niedrig – aber muskulär war es extrem hart.“

Er erzählt voller Freude und Stolz, dass er den Marathonrekord geknackt und den zweiten Platz erreicht hat. Schon in der Woche zuvor hatte er sich gefragt, warum beim Ironman noch niemand einen Marathon unter 2:30 Stunden gelaufen ist. Sein Trainer Reinaldo hatte ihn darin bestärkt: Es sei extrem schwer, aber er traue es ihm zu. Dieser Gedanke trug ihn durch das Rennen. Zwar wurde es auf den letzten Kilometern körperlich richtig hart, doch als er in Búzios ankam, trug ihn die Stimmung des Publikums – er konnte nicht mehr langsamer werden. Im Gegenteil: Die letzten beiden Kilometer waren sogar seine schnellsten.

Welcher Schuh führte zum Rekord?

Für alle, die jetzt ähnlich schnell laufen und sich das Rekordmaterial zulegen wollen, stellt sich die Frage, welcher Schuh läuft so schnell? Der Brasilianer war mit dem Puma „Fast-R Nitro Elite 3“ unterwegs. Der Schuh trumpft mit einem Schaumstoff auf, den Puma Nitrofoam nennt. Ferner besitzt er eine Carbonfaserplatte und hat eine Standhöhe von 40 Millimeter / 32 Millimeter. Die Sprengung ist demnach acht Millimeter.

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Lars Wichert
Lars Wichert
Lars Wichert ist dreimaliger Weltmeister im Rudern und nahm an den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janiero teil, bevor er zum Triathlon wechselte. 2021 gewann er sein erstes Rennen beim Ironman Hamburg in 8:12:46 Stunden, der schnellsten jemals erzielten Rookie-Zeit bei den Agegroupern.

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