Für die Präsentation des neuen Super TT Plus gingen die Airstreeem-Macher im vergangenen Jahr „back to the roots“. Doch nicht die eigenen Wurzeln im schönen Salzburg waren das Ziel, sondern der Geburtsort des Langdistanztriathlons: die Inseln Hawaiis. Und der Prototyp, den Airstreeem in Kailua-Kona den besten Triathleten der Welt präsentierte, sorgte für reichlich Aufmerksamkeit. War doch sein Erscheinungsbild vor allem auf den zweiten Blick anders als bei so vielen Maschinen der Mitbewerber.
Facts & Figures: Das Airstreeem Super TT Plus im Überblick
AIRSTREEEM | SUPER TT PLUS |
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Rahmenset | Airstreeem Carbon |
Lenker | Airstreeem Speeed Cockpit |
Vorbau | Airstreeem Aerostem |
Sattelstütze | Airstreeem Aeroseatpost |
Sattel | Prologo Zero Trip PAS |
Bremsen | CNC Aerobrake |
Antrieb | Rotor Flow NoQ |
Schaltung | Sram Red eTap |
Laufräder | Airstreeem 85/85 + Aero TT Disc |
Reifen | Continental GP 4000 S II |
Größen | XS–S, S–M, M–L, L–XL |
Gewicht | 9,76 Kilogramm (M–L) |
Preis | 11.130 Euro (ab 7.000 Euro) |
Ein Highlight des Super TT Plus, das mittlerweile in Serie gegangen ist, ist das Cockpit. Und das aus zwei Gründen: Anders als die meisten anderen Hersteller, die auf integrierte Trinksysteme setzen, hat Airstreeem den 750-ml-Tank nicht senkrecht zum Steuerrohr designed, sondern bleibt in der Form flach und geht in die Breite. Dies soll dem gesamten System vor allem bei starkem Seitenwind mehr Stabilität verleihen. Gefüllt wird er standardmäßig über eine Öffnung an der Oberseite, die mit Gummilippen verschlossen ist. Komplettiert wird das Trinksystem durch einen flexiblen Schlauch mit Mundstück von Camelbak, der im Lieferumfang enthalten ist.
Wie aerodynamisch das System tatsächlich ist, ließ sich im Praxistest selbstverständlich nicht ermitteln. Fakt ist aber, dass sich der Tank mit zwei Handgriffen in Sekunden demontieren und wieder befestigen lässt. Keine Abdeckungen, die abgeschraubt werden müssten. Keine fummelige Befestigung, für die man eigentlich vier Arme bräuchte. So soll es sein!
In Minuten wieder einsatzbereit
Ein nicht ganz so offensichtliches, aber außerordentlich praktisches Feature ist das Cockpitsystem. In dieser eigenständigen Lenker-Vorbau-Konstruktion werden die Bremszüge vom Cockpit in Verbinder eingehakt, deren Züge wiederum mit den Bremsen verbunden sind. Oder anders gesagt: Will man das komplette Cockpit vom Rad trennen, um es sicher in einem Flugkoffer zu verpacken, muss man lediglich vier Schrauben an der Unterseite des Vorbaus lösen und die Züge aus den Verbindern aushängen. Am Zielort führt man diese Schritte dann umgekehrt aus, und das Rad ist in Minuten wieder einsatzbereit, ohne dass die Bremsen neu eingestellt werden müssen. Ein enormer Vorteil gegenüber Standardlösungen.
In Sachen Einstellbarkeit lässt das Super Plus TT keine Wünsche offen. Der Basebar lässt sich in verschiedenen Positionen montieren, sodass man von mehreren Ausgangspositionen die restliche Einstellung über Spacer, Schraubenlöcher, den großen Verstellbereich der Sattelstütze und die Neigung der Extensions (0 bis 5°) vornehmen kann. Wer sich die Einstellung seines Super TT Plus und das Herausfinden der richtigen Größe nicht zutraut, kann sich Unterstützung holen. So haben Händler die Möglichkeit, sich spezielle Fittingrahmen schicken zu lassen. So ist ein Fehlkauf praktisch ausgeschlossen. Außerdem bietet Airstreeem Custom-Fittings am Firmensitz an.
Dass die Macher des Super TT Plus stets den praktischen Einsatz der Maschine im Sinn hatten, sieht man an den durchdachten Transportlösungen. Auf dem Oberrohr ist eine gut zu erreichende Box mit flexiblen Wänden platziert, die reichlich Platz für Verpflegung bietet. Für die Steuereinheit der getesteten Sram Etap ist der Raum hingegen nicht groß genug. Sie sitzt auf dem Vorbau. Fährt man aber das Modell mit einer elektronischen Shimano-Schaltung, lässt sich auch die Verbindungsbox unterbringen. Und über ein Fenster in der Seitenwand kann der Ladestand abgelesen sowie der Akku geladen werden. Die Box schließt formschlüssig mit dem Trinksystem ab, was laut Hersteller einen optimalen Luftstrom garantieren soll. Die zweite Box, mit genügend Platz für Ersatzteile und Werkzeug, befindet sich im Rahmendreieck und ist mit einem Deckel sicher verschlossen. Auch bei schwerem Gerumpel über Kopfsteinpflaster geht hier nichts verloren.
Große Spurtreue und enorme Lenkkopfsteifigkeit
Und eben dieses Kopfsteinpflaster ist die erste Station unserer Testrunde. Fazit nach 100 Metern: Das Trinksystem hält sicher am Rahmen, lediglich die Einfüllöffnung ist, wie bei fast allen Systemen, nicht ganz dicht. Da sich bei extrem schlechtem Untergrund ein paar Spritzer über das Rad verteilen, sollte man hier nur Leitungswasser einfüllen und klebrige Getränke lieber in anderen Flaschen mitführen. Ansonsten zeigte sich das Airstreeem im Praxistest ohne echte Schwächen. Das Rad hat einen ausgeprägten Geradeauslauf mit großer Spurtreue. Die Lenkung ist unaufgeregt. Durch seine enorme Lenkkopfsteifigkeit bringen auch Manöver auf schnellen Abfahrten das Super TT Plus nicht aus der Ruhe. Und dass die integrierten Bremsen ordentlich mit den hauseigenen Laufrädern harmonieren, sorgt für ein zusätzliches Plus an Sicherheitsgefühl.
Leichte Abzüge gibt es indes für die Schaltperformance am Testrad. Bei Schaltmanövern mit ungünstigem Schräglauf der Kette wechselt diese zum Teil etwas widerwillig das Blatt. Ein Problem, das fast immer auftritt, wenn nicht die zur Gruppe gehörende Kurbel verbaut ist, an deren Funktion kein Tuning-Modell heranreicht. Gewöhnungsbedürftig ist zudem der Sound der Airstreeem-Scheibe. Statt eines tiefen Grollens gibt sie aufgrund ihrer hohlen Bauweise mit flexibler Decke schon bei kleinsten Unebenheiten ein helles Scheppern von sich, das auf Kopfsteinpflaster zu einem Trommelwirbel wird. Kein Performance-Nachteil, aber eben sehr ungewohnt.
Fazit
Das Super TT Plus ist ein tolles Rad, das mit cleveren Detaillösungen praktische Probleme löst. Dank des innovativen Cockpits lässt sich das Rad einfach für Reisen verpacken, das Trinksystem ist sehr gut zu handhaben und die Transportboxen sorgen dafür, dass nichts mehr unschön am Rad befestigt werden muss. Erfreulich: Der Hersteller bietet für sein Flaggschiff ein zweijähriges Crash-Replacement-Programm an und dank der „Unikatline“ hat der Kunde die Möglichkeit, die Farben seines Traumrads selbst zu bestimmen. Ach ja: Fahren lässt sich das Airstreeem im Übrigen ganz hervorragend.