Es ist verzwickt: Wenn keine Rennen angeboten werden, kann man auch keine ins Ziel bringen. Was also tun? Die Saison 2020 abschreiben und schon fürs nächste Jahr vorbereiten? Ein nachvollziehbarer Gedanke, aber eben keine Option, wenn man Gerhard Müller heißt.
Über 400 Wettkämpfe
Der 74-Jährige ist einer von Deutschlands eifrigsten Vielstartern im Triathlon. Über 400 Triathlon-Wettkämpfe und 43 Duathlons hat er seit 1988 neben seinen Handball- und Fußball-Karrieren gefinisht und dabei penibel darauf geachtet, immer mindestens so viele Wettkämpfe zu machen, dass es für das goldene Triathlonabzeichen der Deutschen Triathlon Union (DTU) reicht. Mal waren es ein paar über den benötigten zehn, aber auch 21 Wettkämpfe in einer Saison sind schon zusammengekommen. 32 Jahre mit Abzeichen in Folge und nun bedroht Corona die Nummer 33.
Das Problem: Von den 14 Rennen, für die Gerhard zwischen Mai und August angemeldet war, wird kein einziges stattfinden. Doch das Virus weiß vermutlich nicht, mit wem es sich da angelegt hat. Denn Gerhard ist nicht gewillt, sich seine schöne Serie kaputtmachen zu lassen.
Und so ist der Franke in den vergangenen Wochen nicht nur zum Experten für die Rückabwicklung abgesagter Veranstaltungen geworden, sondern wurde auch zum Trüffelschwein für voraussichtlich stattfindende Wettkämpfe. Per Mail kontaktierte er etliche Veranstalter in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Erhielt Ab-, aber auch Zusagen – für eben jene zehn Rennen, die er für sein 33. Abzeichen in Folge braucht.
Lange Wege für kurze Strecken
Sein total verrückter Plan beginnt, wenn alles klappt, am 12. Juli beim Thumsee Triathlon in Bad Reichenhall. Was bedeutet: rund 700 Kilometer auf der Autobahn für 400 Meter Schwimmen, 18 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen. Einen ähnlichen Aufwand will er für den Thiersee Triathlon im Kufsteinerland betreiben und im September geht es laut Plan zum Uster Triathlon in die Schweiz. Noch mal 900 Kilometer für eine olympische Distanz.
Mit 75 noch mal nach Roth
Dazu kommen Wettkämpfe in Oettingen, München (Samstag und Sonntag), Weiden, Neustadt an der Aisch und im thüringischen Schleusingen, wo es ebenfalls Samstag und Sonntag zur Sache gehen soll. Macht zehn Rennen, die Gerhard, wenn alles gut geht, das goldene Abzeichen einbringen. Und man kann nicht anders, als ihm die Daumen zu drücken. Denn schließlich wäre es doch zu schade, wenn er mit einer gerissenen Serie ins kommende Jahr gehen müsste. 2021 wird er 75 und das heißt wie alle fünf Jahre: Es ist wieder Zeit für eine Langdistanz. Dieses Mal hat er sich für die Challenge Roth entschieden und natürlich hat er sich längst seinen Startplatz gesichert.
TOI TOI TOI!!!
Viel Glück… Das gibt Hoffnung das für uns auch noch ein paar Saisons gehen.. Respekt mit 75 immer noch den drive zu haben.
Interessant wäre mal ein Podcast mit Ihm. Was er so erlebt hat und vor allem wie sich das Training über die Jahre so verändert bzw. wie er es angepasst hat.
Durchhalten an alle da draussen.. 🙂