Anne Haug, wie liefen die Vorbereitungen für das wichtigste Rennen des Jahres in den vergangenen Wochen?
Die Vorbereitung lief sehr gut, auch wenn es natürlich etwas ungewohnt ist, den Saisonhöhepunkt im Dezember zu haben. Daher konnte ich mich nicht wie gewohnt im warmen Club La Santa vorbereiten, sondern habe viel Zeit auf der Rolle und auf dem Laufband am Olympiastütztpunkt in Saarbrücken verbracht.
Hat das Rennen, das zwischenzeitlich auch immer wieder als WM betitelt wurde, einen ähnlichen Stellenwert wie eine 70.3-WM oder eine WM auf Hawaii?
Definitiv. Allein von der Qualität des Startfeldes ist das Rennen meiner Meinung nach sogar noch höher einzuschätzen.
Hast du dich auf die besonderen Gegebenheiten bei dem Rennen – ein Schwimmen, bei dem es schon eine Vorentscheidung geben könnte, die ungewöhnliche Radstrecke und der vermutlich sehr temporeiche 18-Kilometer-Lauf – noch einmal spezifisch vorbereitet?
Ich habe versucht, mich bestmöglich vorzubereiten. Mit den schnellen ITU-Girls am Start wird das Rennen sicher beim Schwimmen entschieden. Zumal die Schwimmstrecke länger und die Rad- und Laufstrecke kürzer sind. Das spielt den guten Schwimmern natürlich in die Karten und auf einem topfebenen Hochgeschwindigkeitskurs wird es sehr schwer, Zeit gutzumachen.
Mit welchen Erwartungen und Zielen gehst du als amtierende Ironman-Weltmeisterin in dieses Rennen?
Ich will das Beste aus mir herausholen und ein gutes Rennen machen. Was es am Ende wert sein wird, sehen wir am Sonntag. Ein Ironman-WM-Titel hilft einem da auch nicht weiter. Jedes Rennen startet bei null und alle haben die gleichen Chancen. Das ist das Schöne am Sport.
Wie sehr freust du dich auf dieses ungewöhnliche Zusammentreffen der Kurz-, Mittel- und Langdistanz?
Das wird ein ultrahartes Rennen und wer hier die Nase vorn hat, darf sich zu Recht bester Triathlet oder beste Triathletin nennen.
Wen siehst du als größte Konkurrentinnen?
Ich denke, dass Holly Lawrence sehr gute Chancen auf den Sieg hat. Sie kann bei den ITU-Athleten mitschwimmen und ist 70.3-Spezialistin. Aber natürlich würde ich auch nie eine Nicola Spirig unterschätzen.
Mit welchem Gefühl bist während der zweiten Welle der Pandemie in die USA geflogen?
Ich versuche, mich so gut es geht zu schützen, und denke nicht, dass das Virus vor Ländergrenzen haltmacht oder anders ist. Daher halte ich mich an die Hygiene- und Abstandsregeln, aber ich lasse mich davon auch nicht zu sehr verrückt machen.
Wie schwer fällt es dir, nach diesem Jahr die Motivation noch einmal aufzunehmen?
Ich hab grundsätzlich keine Motivationsprobleme. Ich mache den Sport, weil ich es liebe, herauszufinden, wie gut ich sein kann und und wie viel noch im Tank ist. Egal, ob ich es in Wettkämpfen zeigen kann oder nicht.
Das Anne das Rennen in Daytona höher einschätzt als die WM auf Hawaii wundert doch schon sehr. Ohne Corona und das üppige Preisgeld(für triathlon Verhältnisse) würde die Einschätzung doch wohl eine andere sein.
Freue mich aber auch sehr auf das Rennen. Allen viel Spaß!