Nachdem die EM-Titelkämpfe über die Ironman-70.3-Distanz im vergangen Jahr ausfallen mussten, ging es im dänischen Helsingør wieder um den Titel des Europameisters. Im Männerrennen wurden der Favoritenkreis bereits kurz dem Start eingeschränkt: Daniel Baekkegard, der zuletzt mit starken Leistungen in St. George und Tulsa auf sich aufmerksam machte, gab kurzfristig bekannt, dass er sein Heimrennen auslassen würde, um sich besser auf die Ironman-70.3-WM im September vorbereiten zu können.
Kyle Smith überrascht mit aggressivem Start
Die Liste der Siegesanwärter blieb trotz der Absage von Baekkegard lang: Beim 1,9 Kilometer langen Schwimmen im Hafenbecken war es der Neuseeländer und ehemalige Kurzdistanzler Kyle Smith, der unmittelbar die Flucht nach vorne suchte. Der 24-Jährige, der 2020 und in diesem Jahr mit mehreren Mitteldistanzsiegen und seiner ersten Hawaii-Qualifikation überzeugte, führt nach knapp 22 Minuten eine 13-köpfige Spitzengruppe aus dem Wasser. Mit dabei unter anderem: Titelverteidiger Rodolphe von Berg, Jan Stratmann, Michael Raelert, Jesper Svensson, Magnus Ditlev, Mathias Petersen, Filipe Azevedo und Florian Angert. Auch die beiden Deutschen Frederik Henes und Jesse Hinrichs stiegen mit der Spitze aus dem Wasser.
Auf dem flachen, aber zwischenzeitlich sehr verwinkelten und kurvigen Radkurs im dänischen Hinterland waren es entgegen vieler Erwartungen nicht etwa Magnus Ditlev, Rodolphe von Berg oder Florian Angert, die sich vom Rest der Gruppe lösen, konnten, sondern Kyle Smith. Bei seinem ersten Start in Dänemark gelang dem Neuseeländer von Beginn an eine Solofahrt, nach einem Drittel der Strecke lag er rund eineinhalb Minuten vor von Berg, der zu diesem Zeitpunkt noch Raelert, Angert, Azevedo, Stratmann, Svensson, Ditlev, Petersen sowie Miki Taagholt und Mattia Ceccarelli im Schlepptau hatte.
Diesen Vorsprung sollte Smith über die gesamte Radstrecke nicht mehr hergeben, sondern sogar noch um einige Sekunden ausbauen: Mit einem Radsplit von 2:01:14 Stunden kam er nach 2:25:51 Stunden als Erster in die zweite Wechselzone. Zwei Minuten hinter ihm folgte die erste Gruppe, die in ihrer Konstellation so bestehen blieb. Der starke Läufer George Goodwin kam als Zwölfter mit 2:48 Minuten Rückstand in T2. Platz zwei bis zehn zusammen: eine perfekte Voraussetzungen für eine Laufentscheidung um die Top-Platzierungen auf dem schnellen und abwechslungsreichen Kurs durch die Innenstadt und um den Hafen.
Goodwin gewinnt mit beeindruckender Aufholjagd, starker Stratmann Dritter hinter von Berg
Auf dem Laufkurs trennte sich bereits nach wenigen Kilometern die Spreu vom Weizen: Das höchste Tempo schlug George Goodwin an, der sofort einige Platzierungen gutmachte. In der direkten Verfolgung waren es zunächst „Rudy“ von Berg und Jan Stratmann, die als Duo hinter dem führenden Smith herliefen und einige Sekunden aufholten. Nach der Hälfte der Laufstrecke konnte sich Goodwin auf Rang zwei vorschieben und hatte nur noch eine Minute Rückstand auf die Spitze. Wenige Sekunden hinter ihm folgten Stratmann, der sich einige Meter von von Berg absetzte. Auf der Plätzen fünf bis neun zu dieser Zeit: Azevedo, Taagholt, Ditlev, Svensson und Angert.
Bei Kilometer 17 schließlich der Führungswechsel: Goodwin krönte seine außergewöhnliche Laufleistung und schob sich an Smith vorbei auf Platz eins. Diesen Vorsprung sollte der Brite auf den verbleibenden Kilometern auch nicht mehr hergeben. Nach einem Halbmarathon in 1:08:31 Stunden und einer Gesamtzeit von 3:38:58 Stunden gewann der 24-Jährige eindrucksvoll den Ironman-70.3-EM-Titel. Im Kampf um das Podium wurde es noch einmal richtig eng: Das mutige und offensive Rennen von Kyle Smith wurde nicht belohnt, auch von Berg, Stratmann und Azevedo überholten den Neuseeländer noch.
Am Ende setzte sich von Berg hauchdünn gegen Jan Stratmann durch und landete mit nur 23 Sekunden Rückstand hinter Goodwin auf Platz zwei – knapp an der Titelverteidigung vorbei. Jan Stratmann überzeugte nach dem hervorragenden Rennen in St. Pölten einmal mehr mit einer starken Gesamtleistung und sicherte sich mit 35 Sekunden Rückstand Rang drei. Auch dahinter blieben die Abstände äußerst knapp: Mit 48 Sekunden Rückstand, nur 13 Sekunden hinter Stratmann, ging Platz vier an Filipe Azevedo, Kyle Smith musste sich mit Rang fünf (+ 1:04 min) begnügen. Komplettiert wurden die Top 10 von Miki Taagholt, Magnus Ditlev (beide DEN), Jesper Svensson (SWE), Florian Angert und Mattia Ceccarelli (ITA). Die Deutschen Frederik Henes, Sebastian Neef und Michael Raelert beendeten das Rennen auf den Rängen elf bis 13.
Ironman 70.3 European Championship Elsinore 2021 | Profi-Männer
27. Juni 2021 | Helsingør, DänemarkPlatz | Name | Land | Gesamt | 1,9 km Swim | 90 km Bike | 21,1 km Run |
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1 | George Goodwin | GBR | 3:38:58 | 24:10 | 2:01:35 | 1:08:31 |
2 | Rodolphe van Berg | USA | 3:39:31 | 22:01 | 2:03:02 | 1:09:34 |
3 | Jan Stratmann | GER | 3:39:33 | 21:59 | 2:02:56 | 1:09:45 |
4 | Filipe Azevedo | POR | 3:39:46 | 22:04 | 2:03:01 | 1:09:32 |
5 | Kyle Smith | NZL | 3:40:02 | 21:55 | 2:01:14 | 1:12:18 |
6 | Miki Taagholt | DEN | 3:41:06 | 21:57 | 2:03:15 | 1:10:59 |
7 | Magnus Ditlev | DEN | 3:41:45 | 22:18 | 2:02:27 | 1:11:51 |
8 | Jesper Svensson | SWE | 3:42:26 | 21:59 | 2:03:06 | 1:12:38 |
9 | Florian Angert | GER | 3:43:48 | 22:07 | 2:02:42 | 1:13:56 |
10 | Mattia Ceccarelli | ITA | 3:45:53 | 22:05 | 2:03:00 | 1:15:47 |
11 | Frederik Henes | GER | 3:47:12 | 22:00 | 2:06:47 | 1:12:59 |
12 | Sebastian Neef | GER | 3:50:00 | 24:35 | 2:06:38 | 1:13:50 |
13 | Michael Raelert | GER | 3:51:54 | 21:58 | 2:02:45 | 1:21:30 |
15 | Fabian Günter | GER | 3:54:13 | 24:41 | 2:08:04 | 1:16:19 |
17 | Tim Dülfner | GER | 4:03:33 | 27:02 | 2:11:30 | 1:18:59 |
19 | Christian Jais | GER | 4:05:47 | 27:34 | 2:13:12 | 1:18:46 |
21 | Dominik Rueß | GER | 4:14:47 | 26:02 | 2:17:49 | 1:24:21 |
22 | Cedric Pietsch | GER | 4:17:47 | 25:22 | 2:18:36 | 1:27:25 |
Tolle Leistung von Stratmann. War auch lange Zeit vor van Berg gewesen. Eine weitere große deutsche Hoffnung für die Zukunft neben Funk und Zepuntke.
Schade, dass es M. Realer beim Laufen nicht mehr an die Elitezeiten ran schafft. Auch heute „nur“ die 20. Laufzeit von insgesamt 22 Finishern. Ich glaube, es wird für ihn auch ganz schwer, es bei den Profis nochmal nach Kona zu schaffen.