Hürden gibt es in allen Höhen – egal wie schnell der Athlet und wie gut das Material ist. Ein perfektes Rennen zu erleben, ist nahezu unmöglich. Dennoch kannst du zufrieden sein, denn du gibst immer dein Bestes. Achtung, es wird ein wenig philosophisch.
„Erfolg ist immer subjektiv und relativ“, sagt Sportpsychologe und Mentaltrainer Stefan Westbrock. Und er hat recht. Im Triathlon sind wie in kaum einer anderen Sportart Fortschritte und Misserfolge sehr individuell. Manche können (und sollten) stolz auf sich sein, ihre erste Sprintdistanz ins Ziel gebracht zu haben, andere geben sich nur mit dem Erreichen von Siegen und Rekorden zufrieden. Aber macht nicht gerade das unseren Sport so schön? Ab wann ist man eigentlich ein „guter“ Triathlet? Ein kleiner Ausflug in die Welt der Philosophie.
Realistisch bleiben
Zielsetzung. Ein Wort, das alle Triathleten das Jahr über begleitet. Besonders aber natürlich in der Saisonpause oder in der Vorbereitungsphase auf ein Rennen. Was ist ein realistisches Ziel? Habe ich mein Ziel zu hoch gesteckt? Was ist, wenn ich mein Ziel nicht erreiche? Diese Fragen könnten zum jeweiligen Zeitpunkt in deinem Kopf herumspuken. Und lösen möglicherweise Stress aus. „Stress macht man sich immer selbst“, sagt Westbrock. Der Sportmentaltrainer betreut auch Triathleten und weiß um den hohen Anspruch dieser Sportart: „Wenn man den Körper trainiert, also Kondition und Konstitution, sollte man auch den ‚mentalen Muskel‘ trainieren. Gerade im Triathlon kommt es bei einer sehr langen Wettkampfdauer zu vielen Gedanken – positiv wie negativ.“
„Ärgern kostet viel Kraft und Ressourcen. Je besser man es hinbekommt, im Hier und Jetzt zu sein, desto besser fühlt man sich.“
Stefan Westbrock, Sportpsychologe und Mentaltrainer
Daher sollten Athleten sich Ziele setzen, die gut passen und sie nicht unterfordern, aber auch nicht überfordern. Dabei muss es sich nicht immer um eine neue Bestzeit oder gar den Rennsieg handeln. Der Psychologe empfiehlt: „Man sollte immer Inhaltsziele setzen, keine Ergebnisziele. Zum Beispiel, dass man ein richtig gutes Gefühl im Wettkampf hat und weiß, dass man alles gegeben hat. Das Ergebnis ist dann eher zweitrangig.“
Denn gerade im Triathlon mit seinen drei Sportarten, zwei Wechseln und einer langen Wettkampfdauer ist es fast unmöglich, dass ein Wettkampf perfekt verläuft. „Damit umzugehen und das zu akzeptieren, ist im Triathlon sehr wichtig“, sagt Westbrock. Denn: „Jede Emotion, die zu Ärger oder Traurigkeit führt, ist ein Energieverlust.“ Und das nicht auf zellulärer, sondern auf psychologischer Ebene. Dieser Energieverlust sollte aber schon vor Wettkampfbeginn so klein wie möglich gehalten werden – etwa durch eine realistische Zielsetzung. „Das kann auf Inhaltsebene zum Beispiel das saubere Absolvieren des Wechsels sein. Oder einfach, dass man sich auf der Laufstrecke noch frisch fühlt. Dann weiß man, dass man alles richtig gemacht hat“, sagt Westbrock.