15 Siege, 29 Podien, WM-Bronze in St. George: Braden Currie tritt ab. Der Neuseeländer beendet seine Ironman-Laufbahn mit einem bewegenden Rückblick auf eine außergewöhnliche Karriere.
Nach mehr als einem Jahrzehnt auf höchstem Niveau beendet Braden Currie seine Karriere als Profi-Triathlet. Der Neuseeländer, der für seine unerschütterliche Leidenschaft, sein Familienbewusstsein und seine ehrliche Art bekannt ist, hat mit einer emotionalen Videobotschaft seinen Rücktritt vom Ironman-Racing bekanntgegeben. „Es ist mir eine Ehre, meinen Rücktritt vom Ironman-Rennsport bekannt geben zu dürfen. Es war eine unglaubliche Reise, und ich habe das Gefühl, mehr erreicht zu haben, als ich jemals für möglich gehalten hätte“, sagt der Neuseeländer in dem Video.
Eine Karriere voller Leidenschaft und harter Arbeit
Seit seinem Profidebüt im Jahr 2015 zählte Currie zu den prägenden Gesichtern des internationalen Triathlons. Der heute 38-Jährige gewann 15 Rennen der Mittel- und Langdistanz und stand insgesamt 29-mal auf dem Podium.
Seinen größten Triumph feierte er 2022 bei der Ironman-Weltmeisterschaft in St. George (USA), wo er mit einem beeindruckenden Rennen erst kurz vor dem Ziel abgefangen wurde und am Ende den dritten Platz hinter Kristian Blummenfelt und Lionel Sanders belegte. Schon 2018 hatte er beim legendären Ironman Hawaii als Fünfter sein Talent auf der Weltbühne bewiesen – als einer der ersten Neuseeländer seit Cameron Brown, der dort in die Top 5 vorstieß.
Sein letztes Podium gelang ihm mit Platz zwei im Juni 2024 beim Ironman Cairns in Australien, den er in den Jahren zuvor dreimal gewinnen konnte. Ein würdiger Schlusspunkt einer bemerkenswert konstanten Karriere, in der Currie nie den Kontakt zur Weltspitze verlor.
„Ironman has been my journey for the last decade“
Currie blickt mit Stolz und Dankbarkeit auf seine Zeit im Sport zurück. In seiner Rücktrittsbotschaft spricht er offen darüber, was ihn die Jahre als Profi gelehrt haben – und was er nun hinter sich lässt:
„Die Reise war eine der größten Herausforderungen, die ich mir hätte aussuchen können. Die Hingabe, die man als Ironman-Athlet braucht, ist allumfassend – mental und körperlich anstrengend. Es war unglaublich, aber auch eine wirklich harte Herausforderung.“
Der Ironman sei ein Lebensmodell gewesen, sagt Currie. Er war ein Athlet, der alles forderte, aber auch alles gab. Die Disziplin, die Selbstüberwindung, das ständige Streben nach Verbesserung prägten nicht nur seinen sportlichen Weg, sondern auch seine Haltung zum Leben.
Familie statt Finishline
Besonders rührend sind Curries Worte über seine Familie. Er hebt hervor, dass er den Rücktritt auch wählt, um mehr Zeit für seine Kinder zu haben – und stolz darauf ist, den Spagat zwischen Weltklassesport und Familie geschafft zu haben. „Ich schätze mich glücklich, dass ich auf meiner Ironman-Reise nichts wirklich bereue. Ich habe das Gefühl, dass ich es größtenteils mit Ausgewogenheit geschafft habe und trotzdem zwei Kinder großziehen und ein wichtiger Teil ihres Lebens sein konnte.“
Seine Frau Sally Currie und die gemeinsamen Kinder haben ihn durch die Karriere begleitet. Das „Team Currie“ war bekannt für familiäre Atmosphäre – eine Einheit, die gemeinsam Höhen und Tiefen meisterte.
Vom Abenteurer zum Ironman
Braden Currie kam nicht aus dem klassischen Triathlonnachwuchs. Er war zunächst Abenteuersportler und Multisport-Racer, bevor er sich relativ spät dem Triathlon zuwandte. „Ich bin nicht mit diesem Sport aufgewachsen. Ich habe mir das Schwimmen erst spät in meiner Karriere selbst beigebracht. Ich bin einfach mit Leidenschaft an den Start gegangen, bevor ich sagen konnte, dass ich tatsächlich gut in diesem Sport bin.“
Diese Lernkurve machte ihn zum Inbegriff des „Selfmade-Athleten“. Er war nie der Perfektionist im Labor, sondern der Kämpfer, der mit Herz und Instinkt angriff. Wer Currie live erlebte, spürte seine Leidenschaft.
Ein Sport in guten Händen
Currie verabschiedet sich zu einem Zeitpunkt, den er selbst als „richtig“ empfindet. Während neue Talente wie Casper Stornes oder Hayden Wilde die Bühne betreten, tritt Currie ab – mit einem Lächeln und dem Bewusstsein, seinen Teil zur Entwicklung des Sports beigetragen zu haben.
„Dieser Sport befindet sich in einer wirklich guten, gesunden Lage. Die jungen Athleten, die nachkommen, sind unglaublich. Es fühlt sich für mich wie der richtige Zeitpunkt an, mich zurückzuziehen und stolz auf das zu sein, was ich erreicht habe.“ Er verlässt die Bühne nicht verbittert, sondern erfüllt und zuversichtlich. „Excited to start this next journey“, wie er sagt. Eine Reise, die ihn nun zurückführt zu den Wurzeln: Familie, Freunde, Gemeinschaft.
Ein Vermächtnis aus Herz und Charakter
Was bleibt, ist das Bild eines Athleten, der „from the heart“ rannte – nie kalkuliert, sondern ehrlich, mit Leidenschaft und Hingabe. Seine Aufholjagden, seine Offenheit und sein Respekt gegenüber Gegnern machten ihn zu einem Sympathieträger im gesamten Triathlonzirkus.
Seine Worte zum Abschied klingen wie eine Liebeserklärung an das Leben nach dem Sport:
„Es ist aufregend, nicht mehr einer Ziellinie hinterherzujagen. Es wird eine andere Reise werden – aber die richtige.“