Das Rennen der World Triathlon Championship Series in Cagliari am kommenden Samstag markiert das Ende des olympischen Qualifikationszeitraums. Wer sind statistisch gesehen die Favoriten und wer hat noch eine Chance auf ein Ticket nach Paris?
Vincent Luis im Wasser das Maß der Dinge
Blickt man auf die Saison 2023 und 2024, so ist Vincent Luis der Athlet, der in der ersten Disziplin die Nase vorn hat. Der Franzose verließ im Durchschnitt all seiner Rennen über die olympische Distanz der beiden Jahre das Wasser an Position 1,5 – zeitgleich mit dem jeweils schnellsten Schwimmer. Nur zwei andere Männer können einen durchschnittlichen Rückstand von fünf Sekunden oder weniger vorweisen. Bei Jonas Schomburg stammt diese Statistik aus fünf Wettkämpfen, der Südafrikaner Jamie Riddle bringt lediglich ein Rennen ein. Tim Hellwig gehört mit einem durchschnittlichen Schwimmrückstand von 15 Sekunden zu den Athleten, die im Wasser Topfavoriten wie Alex Yee und Hayden Wilde überlegen sind.
Rekordläufer Alex Yee
Alex Yee ist dagegen beim Laufen schwer zu schlagen. Im vergangenen Jahr absolvierte der Brite in Cagliari mit 28:31 Minuten die schnellsten zehn Kilometer der WTCS-Geschichte. Yees direkter Konkurrent Hayden Wilde (NZL) ist mit 28:35 Minuten der zweitschnellste Läufer. Lediglich sieben Sekunden beträgt sein durchschnittlicher Rückstand der Jahre 2023 und 2024 auf den jeweils schnellsten Split. Auch in der dritten Disziplin ist der deutsche Olympiastarter Tim Hellwig in Schlagdistanz. Nur 15 Sekunden verlor er durchschnittlich auf den schnellsten Läufer. Insgesamt teilt sich das Feld der Favoriten in Topschwimmer und Topläufer auf. Die Franzosen Vincent Luis, Pierre Le Corre und Léo Bergère sowie Mark Devay und Jonas Schomburg können Alex Yee und Hayden Wilde das Leben zwar schwer machen, gegen deren Dominanz beim Laufen ist jedoch kaum ein Kraut gewachsen. Auf Grundlage der Statistiken gehört Tim Hellwig zu den Podiumskandidaten.
Große Spitzengruppe bei den Frauen?
Im Rennen der Frauen ist die US-Amerikanerin Summer Rappaport statistisch gesehen die schnellste Schwimmerin im Feld – lediglich zwei Sekunden beträgt ihr durchschnittlicher Rückstand. Neben der Olympiasiegerin von Tokio, Flora Duffy, gehören unter anderem auch Taylor Spivey, Taylor Knibb, Cassandre Beaugrand, Georgia Taylor-Brown, Laura Lindemann, Katie Zaferes und Beth Potter zu den starken Schwimmerinnen. Möglicherweise führt die tendenziell höhere Leistungsdichte im Wasser zu einer größeren Führungsgruppe, die gemeinsam aufs Rad steigt.
Zwei Deutsche unter den Topläuferinnen
Insgesamt acht Frauen in Cagliari können einen durchschnittlichen Rückstand von weniger als einer Minute über zehn Kilometer (kumuliert auf 2023 und 2024) vorweisen. An der Spitze steht die Britin Beth Potter. Im Schnitt landete sie bei allen Rennen der olympischen Distanz mit fünf Sekunden Rückstand auf Position 1,7 und ist damit die beste Läuferin im Starterinnenfeld. Cassandre Beaugrand und Georgia Taylor-Brown folgen mit durchschnittlich zwölf und 14 Sekunden Rückstand. Auch zwei Deutsche können sich in die Gruppe der Topläuferinnen einreihen: Lisa Tertsch und Nina Eim hatten in der aktuellen sowie in der vergangenen Saison über zehn Kilometer einen Rückstand von 43 und 47 Sekunden auf den besten Split. Beim letzten WTCS-Rennen in Yokohama lief keine Athletin schneller als Lisa Tertsch.
Alle jagen Großbritannien
Die Französin Léonie Periault war in Yokohama die erste Siegerin eines WTCS-Rennens seit Anfang 2023, die nicht aus Großbritannien stammt. Beth Potter, Sophie Coldwell und Georgia Taylor-Brown konnten jeweils die Siege unter sich ausmachen, zumindest auf der olympischen Distanz.
Letzte Olympiaplätze für sieben Nationen
Mit dem Rennen in Cagliari endet der Qualifikationszeitraum für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Fünf Nationen können noch darauf hoffen, einen dritten Mann für die Spiele zu qualifizieren: Ungarn, Spanien, Australien, Neuseeland und die USA. Für Neuseeland stehen die Chancen dafür gering. Tayler Reid müsste im Ranking nach oben klettern, wodurch aber gleichzeitig sein Landsmann Dylan McCullough aus den Top 30 fallen würde und somit nur zwei Neuseeländer dort vertreten wären. Absichern kann McCullough seine Platzierung nicht, da er verletzungsbedingt nicht in Cagliari antreten kann. Bei den Frauen können Italien und Spanien noch eine dritte Athletin für Paris qualifizieren. Für Italien scheint dies so gut wie sicher, die Spanierinnen Noelia Juan und Anna Godoy benötigen ein Top-Acht-Ergebnis, um insgesamt unter die besten 30 Athletinnen des Olympia-Rankings aufzusteigen.