Zugegeben: So ein Pieks ist nicht gerade angenehm. Aber wenn man wissen will, ob im Körper alles mit rechten Dingen zugeht, gehört eine Blutuntersuchung auf jeden Fall zu einer der ersten und einfachsten Diagnostikmethoden. In unserem Blut lassen sich gegebenenfalls Hinweise auf Funktionsstörungen einzelner Organe oder auf spezielle Erkrankungen finden. Aber schauen wir uns die Zusammensetzung des roten Safts, den der Arzt uns aus der Armvene entnimmt, einmal genauer an.
Etwas mehr als die Hälfte des gesamten Bluts setzt sich aus flüssigen Bestandteilen zusammen. Dieses sogenannte Blutplasma besteht zu 90 Prozent aus Wasser. Außerdem enthalten sind unter anderem Eiweiße, Blutfette, Salze, Enzyme und Elektrolyte. Durch ein intensives Training nimmt die Menge des Blutplasmas zu. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass die „antrainierte“ Verdünnung aufgrund der günstigeren Fließeigenschaften des Bluts zu einer verbesserten Versorgung des Muskels bei Belastung führt. Neben dem Plasma besteht das Blut zu etwa 45 Prozent aus kleinsten Körperchen. Zu diesem sogenannten Hämatokrit gehören die roten (Erythrozyten) und weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten).
Hauptbestandteile der festen Blutelemente sind die roten Blutkörperchen, die aussehen wie Scheiben, die an beiden Seiten eingedellt sind. Ihre charakteristische rote Farbe erhalten die Erythrozyten durch den Blutfarbstoff Hämoglobin. Hämoglobin nimmt in der Lunge frischen Sauerstoff auf und gibt diesen im Tausch mit Kohlendioxid an die Gewebe ab. Die weißen Blutkörperchen werden unterteilt in Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Die Hauptaufgabe der Leukozyten ist der Schutz des Körpers vor Krankheitserregern und Fremdkörpern. Entdecken die Abwehrzellen auf ihrer Patrouille durch den Körper solche Eindringlinge, setzen sie alles daran, um diese zu zerstören und unschädlich zu machen. Thrombozyten sind kernlose, scheibenförmige Zellen, die unter anderem an der Blutgerinnung beteiligt sind. Kommt es zum Beispiel durch einen Stich oder Schnitt zu einer Verletzung eines Blutgefäßes, so bilden die Thrombozyten zusammen mit anderen Substanzen einen Pfropfen, der das Leck wieder abdichtet.
Neben den bereits erwähnten Bestandteilen des Blutbildes lassen sich durch eine Laboruntersuchung aber noch viele weitere Parameter bestimmen, die insbesondere auch für Sportler sehr wichtig sind. Da wären zunächst die Blutfette: die Triglyceride, das Gesamt-Cholesterin, das „gute“ HDL- und das „böse“ LDL-Cholesterin. Regelmäßiges Ausdauertraining wirkt sich äußerst positiv auf den Fettstoffwechsel aus, sodass einer Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas vorgebeugt werden kann.
Alles im Lot?
Bezüglich des Kohlenhydratstoffwechsels gibt der Glukosewert an, ob die Bauchspeicheldrüse adäquat das Hormon Insulin produziert. HbA1c – eine spezielle Form des Blutfarbstoffs Hämoglobin – erlaubt sogar einen Rückschluss auf die Blutzuckereinstellung in den vergangenen zwei bis drei Monaten. Bei Sportlern wird auch das in der Hirnanhangsdrüse produzierte Hormon TSH routinemäßig mitbestimmt. Es gibt Auskunft darüber, wie aktiv die Schilddrüse ist.
Neben den Hormonen, die den gesamten Stoffwechsel beeinflussen und im Körper als Signal- und Botenstoffe wirken, ist auch ein Blick auf unsere Enzyme wichtig. Auch diese speziellen Verbindungen regulieren den Ablauf zahlreicher Stoffwechselprozesse in unserem Körper. Das Enzym Kreatinkinase (CK) ist ein Parameter für den Energiestoffwechsel in der Muskelzelle. Bei einer Muskelverletzung oder nach starker Belastung wie etwa einem Marathon wird mehr CK ins Blut ausgeschwemmt, sodass der Wert verzehnfacht sein kann. Bei der Laboruntersuchung des Sportlers bestimmt der Mediziner zudem die Leberenzyme GOT, GPT und Gamma-GT. Dadurch erhält er Hinweise auf die Funktion der Leber. Ob die Niere gut arbeitet, zeigen Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin an. Hierbei ist anzumerken, dass Kreatinin bei Sportlern häufig im oberen Normbereich liegt, ohne dass die Funktion der Niere gestört ist.
Erhöhter Eisenbedarf
Zu den lebenswichtigen Mineralstoffen, denen Sportler besondere Aufmerksamkeit widmen sollten, gehört Eisen. Im Vergleich zu Nichtsportlern haben sie hier nämlich einen erhöhten Bedarf. Als zentraler Bestandteil des roten Blutfarbstoffs spielt Eisen eine entscheidende Rolle für den Transport und die Verwertung von Sauerstoff. Zu wenig Eisen im Körper geht mit einer geringeren Ausdauerleistungsfähigkeit einher. Da das freie Eisen sehr sensibel reagiert und starken Schwankungen unterliegt, muss immer der Eisenspeicherwert Ferritin mitbestimmt werden. Besonders Frauen, Heranwachsende, Blutspender und Veganer sollten ihren Eisen- und Ferritinwert regelmäßig bestimmen lassen und gegebenenfalls substituieren.
Neben Eisen sind auch Selen und Zink für den Sportler wichtige Spurenelemente. Selen ist Bestandteil zahlreicher Proteine, die im Körper Grundvoraussetzung vieler Organfunktionen sind. Es stärkt beispielsweise die Immunabwehr, reguliert die Herstellung von Schilddrüsenhormonen und unterstützt die Muskelfunktion. Außerdem ist es ein effektiver Radikalfänger und schützt so vor Entzündungen im Körper. Neben Selen brauchen Sportler auch ausreichend Zink. Dieses Multitalent ist beteiligt an der Regeneration, dem Zellwachstum, dem Muskelaufbau und an der Wundheilung. Außerdem aktiviert Zink auch die Enzyme, die die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff steuern. Deshalb haben gerade Sportler einen erhöhten Bedarf an Zink.
Damit befinden wir uns nun schon mitten im Feintuning und somit bereits weit über der Routine-Blutuntersuchung hinaus, die der Hausarzt durchführt. In diesen Bereich der Leistungsoptimierung fällt auch die Bestimmung der Elektrolyte, die entscheidend für die Flüssigkeitsverteilung und den Wasserhaushalt im menschlichen Organismus sind. Die wichtigsten Vertreter sind Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium und Chlorid. Die Zusammensetzung der Elektrolyte in verschiedenen Bereichen des Körpers, also innerhalb und außerhalb einer Zelle, ist genau austariert. Vor allem beim Sport verliert der Körper viel Flüssigkeit und damit auch Elektrolyte, die ihm wieder zurückgeführt werden sollten, um einen Mangel zu vermeiden. Ansonsten drohen Muskelkrämpfe und Leistungseinbußen.
Gleichsam wichtig für sportlich aktive Menschen ist auch eine optimale Versorgung mit lebenswichtigen Fettsäuren. Die entscheidende Bedeutung kommt dabei den mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) zu. Diese verhindern beziehungsweise bekämpfen chronische Entzündungsprozesse im Körper (silent inflammations), die eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler chronischer Entzündungsprozesse spielen. Um die Versorgungslage mit Fettsäuren bestmöglich analysieren und beurteilen zu können, empfehlen Sportmediziner eine spezielle Fettsäure-Labormessung, woraus sich unter anderem der Quotient aus (potenziell entzündungsfördernden) Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure, Arachidonsäure) und Omega-3-Fettsäuren bestimmen lässt.
Wie viele Vitamine sind genug?
Problematisch wird es, wenn Sportler nach dem „Gießkannenprinzip“ vorgehen, also wahllos entsprechende (Kombinations-)Präparate zu sich nehmen, ohne genau zu wissen, wie die eigene Versorgungslage überhaupt aussieht. Besonders bei Vitaminen ist dies häufig zu beobachten. Um aber individuell vorliegende Mängel aufzudecken und gezielt zu substituieren, ist eine Mikronährstoffanalyse erforderlich.
Der Körper selbst kann Vitamine nicht oder nur in sehr geringen Mengen bilden, weshalb sie mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Mediziner unterteilen sie in wasser- und fettlösliche Vitamine. Diese sorgen nicht nur für einen optimal eingestellten Energiestoffwechsel, sondern fördern auch die Belastbarkeit und Regeneration. Aufgrund des mit regelmäßigem Training einhergehenden erhöhten Energiebedarfs haben Sportler einen vermehrten Bedarf an Vitaminen. Die wichtigsten Vitamine für eine optimale Leistungsfähigkeit im Sport sind Vitamin B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B5 (Panthotensäure), B6 (Pyridoxin), B12 (Cobalamin), Folsäure, Biotin, Vitamin C (Ascorbinsäure), Vitamin D (Cholecalciferol), Vitamin A (Retinol), Vitamin E (Tocopherol) sowie das Vitaminoid Coenzym Q10 (Ubichinon). Die Vitamine B1 bis B6 sowie Biotin sind vor allem für die Energiegewinnung sowie das Nervensystem von Bedeutung. Vitamin B12 und Folsäure sind an der Blutbildung beteiligt und die Vitamine C, A und E haben wesentliche Funktionen in der Immunabwehr sowie bei der antioxidativen Regulation. Der Körper nutzt Coenzym Q10 als Bestandteil der Mitochondrien, die die Zellen mit Energie versorgen. Auch bei der Abwehr von oxidativem Stress spielt Ubichinon eine wichtige Rolle, da es die Vitamine A, C und E dabei unterstützt, die schädlichen freien Radikale einzufangen.
Wer sein sportliches Leistungspotenzial optimal ausschöpfen will, muss dafür sorgen, dass in seinem Körper eine perfekte Komposition aus Mikro- und Makronährstoffen vorliegt. Dies gilt es zunächst zu analysieren und anschließend gegebenenfalls entsprechend zu ergänzen. Eine solche Labordiagnostik empfiehlt sich für ambitionierte (Ausdauer-)Sportler einmal im Jahr.
Vitamin D – Power für Sportler
Vitamin D wird in der Haut durch die Einwirkung von UV-B-Strahlen aus dem Sonnenlicht gebildet. Es ist wichtig für stabile Knochen, kräftige Muskeln, ein starkes Abwehrsystem sowie das Herz-Kreislauf-System. Gerade Sportler sollten auf einen guten Vitamin-D-Spiegel achten und gegebenenfalls substituieren, da sie dadurch das Risiko für Ermüdungsbrüche, Muskelverletzungen, Infektionen und sogar einige Krebsarten vermindern können.
Open-Window-Effekt
Nach intensiver körperlicher Beanspruchung wie etwa einem Triathlon ist die Immunabwehr bis zu sechs Stunden so geschwächt, dass Bakterien und Viren Tür und Tor geöffnet sind. Siedeln sich diese auf den ohnehin schon durch die intensivierte Atmung während des Wettkampfs ausgetrockneten Schleimhäuten an, kommt es zur Entzündung der Atemwege. Langfristig stärkt Sport das Abwehrsystem.
Fettsäure-Quotient
Der Quotient der Fettsäuren Omega 6 zu Omega 3 stellt das Verhältnis dieser beiden wichtigen Fettsäuregruppen dar. Dieses sollte etwa im Verhältnis 5:1 stehen. Der Mittelwert in der deutschen Bevölkerung liegt allerdings bei ca. 10:1. Das heißt: Wir nehmen zu viele Omega-6-Fettsäuren auf.