
Letztes Jahr habe ich in meinem Blog geschildert, dass ich ein großer Fan der Off-Season bin und mich jedes Jahr auch auf die Triathlon-freie Zeit freue. Ein paar Wochen ohne strukturiertes Training, ohne das Gefühl zu haben „man sollte”, und in denen man sich einfach nach Lust und Laune bewegt. Diese Phase sieht je nach Person ganz unterschiedlich aus: Manche machen vielleicht überhaupt keinen Sport, manche üben Sportarten aus, die nichts mit Triathlon zu tun haben, andere gehen trotz Off-Season gerne schwimmen, Rad fahren oder laufen und wieder andere wählen eine bunte Mischung. Ich gehöre zu letzterem. Meine Saisonpause war in diesem Jahr deutlich kürzer als sonst und mein Trainingseinstand nicht so behutsam wie in der Vergangenheit, allerdings hat das auch einen Grund, denn ich plane, bei noch einem weiteren Rennen in 2021 am Start zu sein und dafür möchte ich natürlich nicht nur fit, sondern in Topform sein. Obwohl ich das Rennen schon im Hinterkopf hatte, habe ich die Off-Season in vollen Zügen genossen: ich bin kein einziges Mal gelaufen, war nur ein Mal auf dem Rennrad, sechsmal schwimmen (dabei variierte die Länge der Einheiten stark: ich hatte beispielsweise eine Einheit mit vier Kilometern, die mir richtig Spaß gemacht hat und bei einer anderen habe ich schon nach 1,5 Kilometern das Becken verlassen) und zehnmal auf dem Beachvolleyballfeld. Mein Ziel für diese zwei Wochen war es, wieder richtig viel Lust auf strukturiertes Training zu bekommen und die Vorfreude auf die nächste Triathlonsaison wachsen zu lassen. Dafür, wie man diesen Zustand erreicht, gibt es meiner Meinung nach kein Rezept, sondern das muss jeder für sich selbst herausfinden.

Nur keinen Stress
Allerdings hat die Off-Season, vor allem wenn sie länger als ein paar Tage ist, auch einen Haken: Man ist nach der Pause einfach nicht mehr auf dem gleichen Fitnesslevel wie davor. Dabei spielt es im Übrigen keine Rolle, ob man Profi, ambitionierter Agegrouper oder Triathlonanfänger ist. Eigentlich ist es logisch: „Use it or lose it”. Und trotzdem fühlt man sich die ersten Tage und Wochen nach der Off-Season immer etwas schwerfällig. Das Gefühl der Schwerfälligkeit trügt meistens auch nicht, denn ohne das gewohnte Trainingspensum, aber mit normalem Appetit, ist die Zahl auf der Waage ein bisschen höher als sonst. Der Puls schlägt etwas schneller beim Dauerlauf und Steigungen, die man sonst mit links bewältigt hat, sind nun mühsam. Beim Schwimmen fehlt das Wassergefühl und die Wattwerte auf dem Rad sind niedriger. Alles in allem keine gute Ausgangslage, um voller Vorfreude und mit viel Motivation die gerade gesteckten Ziele anzugreifen. Ich weiß, es fällt schwer und ich muss mir das selbst nach jeder Saisonpause von Neuem sagen, aber es besteht kein Grund in Panik auszubrechen. Stattdessen muss man Geduld haben und seinem Körper und Kopf etwas Zeit geben, sich wieder einzugrooven. Mein Rat ist es deshalb, sich nicht von irgendwelchen Zahlen stressen zu lassen. Vielleicht lasst ihr die Uhr oder den Radcomputer sogar ganz daheim und vertraut mehr auf euer Körpergefühl. In dieser Anfangsphase bietet es sich im Übrigen auch an, den Fokus auf die Technik zu legen, damit sich falsche Bewegungsmuster gar nicht erst einschleichen. Ihr werdet sehen, wenn der Anfang einmal gemacht ist und die ersten Einheiten eingetütet sind, kommt die Fitness schnell wieder zurück und auch das Gewicht pendelt sich wieder ein. Die Profiläuferin Gesa Felicitas Krause, die seit inzwischen 13 Jahren in der Weltspitze mitläuft, hat Anfang des Monats auf Instagram ein – wie ich finde – sehr gutes kurzes Video geteilt, indem sie die Erfahrungen, die ich gemacht habe, auch nochmals bestätigt.
Trotz dieses „Hakens” glaube ich, dass die Saisonpause einen maßgeblichen Anteil daran hat, dass man langfristig mit Spaß und ohne Verletzungen (Wettkampf-)Sport betreiben kann und das sind ja eigentlich die beiden wichtigsten Komponenten, oder?