Dienstag, 3. Dezember 2024

Wann ist es Zeit für neue Laufschuhe?

Frank Wechsel / spomedis Sich von etwas trennen zu müssen, ist nie leicht, doch bei Laufschuhen ein unbedingtes muss.

Die Formel n+1 fürs Glücklichsein, was den eigenen Fahrradbestand angeht, ist hinlänglich bekannt. Für die eigenen Laufschuhe gibt es eine ähnliche Formel, mit der man nicht nur Abwechslung in den Schuhschrank bringt, sondern eventuellen Fehlstellungen Abhilfe verschafft. Ein grober Richtwert dabei ist es, mindestens so viele Laufschuhe zu haben, wie man Einheiten in der Woche absolviert. Jetzt wäre es vielleicht ein wenig überzogen, sich sieben verschiedene Laufschuhe anzuschaffen und bei jeder Einheit einen anderen zu tragen, dennoch kann festgehalten werden, dass drei bis vier verschiedene Modelle ihren Sinn haben. Die verschiedenen Passformen und Dämpfungen beanspruchen die kleine Muskulatur in anderer Weise, was langfristig einen positiven Effekt auf die Stabilität des Fußes hat.

Modellwahl

Die Wahl des Modells sollte so gewählt werden, dass die Modelle dem Zweck entsprechen und zusätzlich zum individuellen Laufstil passen. Ein Läufer mit einer Supination sollte keinen Schuh mit einer Pronationsstütze laufen und umgekehrt ebenso. Bei drei bis vier Paar Laufschuhen sollte ein tauglicher Alltagsschuh, sozusagen ein Evergreen, in deinem Sortiment vorhanden sein. Der Schuh sollte dich bei kurzen oder langen GA-Einheiten begleiten dürfen, wie auch bei verschiedenen Tempointervallen. Für spezifische Tempoläufe darf es dann gerne noch ein Schuh mit einer schnelleren DNA sein, ein etwas direkterer Treter, mit weniger Dämpfung und sogar hier schon mit einer Nylonplatte oder, je nach Hersteller, dem Downgrade der Carbon-Top-Modelle. Als Letztes in die Reihe gesellen darf sich der reine Wettkampfschuh, der für die Schlüsseleinheiten oder eben zum Wettkampf angezogen wird.

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Wann wird es Zeit für einen Wechsel?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, da hier verschiedene Faktoren mit hineinspielen, die das Leben eines Laufschuhs beeinflussen. Ein regulärer Laufschuh, der für das normale Training vorgesehen ist, hält etwa 600 bis 850 Kilometer. Ein Carbonschuh, der für den Wettkampf konzipiert ist, schafft es auf 300 bis 500 Kilometer.

Die Lebensdauer wird dabei unter anderem vom Untergrund beeinflusst. Bist du mehr auf der Straße unterwegs, wo der Abrieb ein stärkerer ist und die Dämpfung vollends arbeiten muss, oder sind es Waldwege, die aufgrund des Bodens auch etwas Dämpfung schlucken und kaum Abrieb an der Sohle verursachen? Die körperliche Konstitution tut ihr Übriges, so wird ein etwas schwerer Athlet eine höhere Abnutzung an den Schuhen verzeichnen als ein leichterer.

Dabei ist die Sohle ein guter Indikator dafür, wann der Schuh aussortiert werden sollte: Ist diese abgenutzt und zeigt Verschleißerscheinungen, darf ein neues Paar her. Auch wenn du deine Schuhe auf eine plane Fläche stellst und bemerkst, dass sie keinen geraden Stand mehr haben, war die vorangegangene Zeit mit dem Paar die schönste. Bei Fersenläufern ist die Abnutzung im Fersenbereich am stärksten, wohingegen der Mittel-/Vorfußläufer eine stärkere Abnutzung im Bereich des großen Zehs hat oder aber auch an der Außenseite des Vorfußes. Offensichtliche Abnutzungserscheinungen sind nur das eine, der primäre Grund liegt im Schuh. Nach einigen Hundert Kilometern verschlechtert sich die Funktionalität des Schuhs, die Stabilität und der Vortrieb können nicht mehr geleistet werden, da das Material nicht mehr in die Ursprungsform zurückkehrt.

Vier Punkte, woran du erkennst, dass die Schuhe getauscht werden sollten:

  • An der Zwischensohle sind Längsfalten zu sehen.
  • Die Sohlen zeigen eine asymmetrische Abnutzung.
  • Unter Druck sackt die Zwischensohle zusammen und fühlt sich zusätzlich zu weich an.
  • Du spürst einen verstärkten Muskelkater nach dem Laufen.

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16 Kommentare

  1. Hallo,
    ich kann hinter der sehr geringen empfohlenen Laufleistung nur eine Strategie der Schuhhersteller erkennen, die die von Werbung abhängigen Medien leider unkritisch aufgreifen. Ich finde es erschreckend, dass der Müllberg der aussortierten Schuhe mit keinem Wort erwähnt wird.
    Ich werde weiterhin meine Schuhe mehrere Jahre nutzen und bleibe trotz meiner 60 Jahre und vielen Laufkilometern auf alten Schuhen fit wie ein Turnschuh.
    LG.

  2. Moin, moin.
    Ich kann mit den Laufleistungsangaben der Hersteller auch wenig anfangen, ich nutze meine Schuhe sicher für die 3-4fache Strecke. Sonst würde ich alle 8-10 Wochen ein neues Paar Schue brauchen. Klar ist die Dämpfung irgendwann nicht mehr so „flauschig“, aber dann muss man halt mehr mit der eigenen Muskelkraft arbeiten, um die Stösse abzufedern – und ggf. etwas langsamer laufen. Damit das gut geht, mehr Trainingszeit in Rumpfstabilität, Waden- und Fussmuskulartur und insgesamt einen effizienteren Laufstil investieren. Dann bleiben hoffentlich auch die meisten Verletzungen aus und man bringt den Marathon am Ende einer Langdistanz noch sauber durch.
    Ich denke, sich mal die Ressourcen und die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung vor Augen zu führen, bevor man einen neuen Schuh kauft, ist wichtiger, als ob die Sohle noch alle Rillen hat. Und natürlich macht man seine A-Wettkämpfe nicht in alten Tretern, aber danach kann man den Wettkampfschuh ja noch lange zum Training nehmen.
    Und nebenbei bemerkt: Viele der besten Läufer dieser Welt trainieren aus wirtschaftlichen Gründen mit unseren alten Schuhen (zumindest am Anfang ihrer Karrieren). Die Kilometer hätte man auch selber noch in dem Schuh machen können, vielleicht nicht alle auf Asphalt.
    Viele Grüsse und frohes Schuhe abnutzen bis zum Ende

  3. Laufe auch zwischen 60 und 80k pro Woche bei 5 paar Laufschuhen

    Laufe ca. 1000k auf die Schuhe kaum Asphalt meist Waldboden.

    Und nein danch schmeiß ich die nicht weg nur zum Joggen nehm ich sie nicht mehr, zum spazieren und gehen tun es diese 1000k+ Schuhe schon noch auch für leichte Wanderungen.

    Sehe es nicht ein an sich noch i. O. Schuhe weg zu schmeißen.

    Fröhliches Laufen

  4. Es kommt darauf an: wenn jemand einen sehr schlechten Laufstil hat und seine Schuhe sehr einseitig abnutzt, dann sollte man schon bald mal wechseln, aber in erster Linie auch an seinem Laufstil arbeiten.

    Ansonsten halte ich es ebenfalls wie meine Vorredner. Schuhe sind bei mir erst durch, wenn die Sohle dann mal ab ist oder so ähnlich. Kürzlich ist mir ein ON Cloudboom beim Laufen durch den Wald seitlich am Obermaterial auf 10 cm aufgerissen. Konnte ihn von Hand nähen und er darf nach wie vor seine Arbeit verrichten. Da ich einen sehr aktiven Laufstil habe ist es völlig unerheblich wie stark die Dämpfung verschlissen ist. Ich wechsle zwischen 5 Paar Laufschuhen immer gut durch und komme damit verletzungsfrei und mit viel Freude auf meine 60-80 km in der Woche.

    Rein aus ökologischen Gesichtspunkten würde es mir nie einfallen Schuhe nach 300-400 km wegzuwerfend.

    Allzeit schöne Läufe!

  5. Ich sehe das mal aus Herstellersicht. Ich stelle einen Schuh her, teste ihn und stelle fest nach 800 km, je nach Belastung,
    läßt die Dämpfung nach. Also gebe ich das an den Kunden so weiter. Denn ich weiß, würde ich behaupten, man kann ihn 1000km oder mehr laufen, wäre das Geschrei groß, wenn die Kunden merken, dass die Dämpfung bereits nach 800 km nachlässt und Erstattung oder gar Schadensersatz fordern. Lauft so lange ihr wollt mit euren Tretern, keiner hindert euch daran, wittert nicht überall Verschwörung.

  6. Warum kaufe ich einen Schuh für 150-200 Euro. Klar, ich möchte eine sehr guten Schuh mit perfekten Eigenschaften.
    Warum soll ich diesen Schuh noch nach 1000 oder gar 1500km tragen, da ist er nicht mehr perfekt. Eine kleine Minderung ist noch vertretbar, aber mit schiefen ausgelatschten Schuhen möchte ich nicht laufen! Vielleicht wäre es dann besser 2 günstigere Schuhe zu kaufen und auf die gleiche Laufzeit zu verteilen.

  7. Wie der Autor geschrieben hat: eine generelle Aussage gibt es nicht , nur Kriterien um festzustellen , wie der Zustand des Schuhs ist. Früher bin ich viel auf Asphalt und Beton gelaufen, da war die Ferse nach 650 km durch. Heute laufe ich hauptsächlich auf Waldboden , da halten die Schuhe 800 km. Darüber hinaus ist eine Verwendung für meine Knie unverantwortlich, dann tuts weh.

    ,

  8. Hallo Zusammen, interessante Diskussion. Danke für den Artikel, der als Guideline gut zu gebrauchen ist. Ich möchte ein paar Fakten hier reinbringen. Warum werden die Schuhe immer leichter und responsiver? Das liegt zum großen Teil an dem Schaum (meist EVA Basis) der mit immer mehr Lufteinschlüssen produziert wird und somit bei der Entlastung sich mehr aufplustert (weil in die Ausgangsposition zurück will). Das ist genau der Grund, warum die heutigen, leichteren Schuhe weniger Langlebig sind. Es gibt aber auch Mischungen, die viel PU beinhalten. Dies ist schwerer, aber eben in der ursprünglichen Version nicht ganz so responsiv. Im Extremfall handelt es sich um eine Mischung aus Hochvoluminösen Schaum mit Carbon. Die Schuhe halten auch länger wie 300km, nur ist der gewünschte Effekt eben hinten raus immer geringer. Viel Spaß beim gesunden Laufen 🙂

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Lars Wichert
Lars Wichert
Lars Wichert ist dreimaliger Weltmeister im Rudern und nahm an den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio de Janiero teil, bevor er zum Triathlon wechselte. 2021 gewann er sein erstes Rennen beim Ironman Hamburg in 8:12:46 Stunden, der schnellsten jemals erzielten Rookie-Zeit bei den Agegroupern.

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