Auf den ersten Blick erinnert vieles beim „P3X“ an das 2016 vorgestellte „P5X“. Wurde das Modell damals in Kooperation mit HED in den USA gefertigt, so stammt das P3X, wie die allermeisten Carbonräder, jetzt aus asiatischer Fertigung. Interessant: Cervélo hat erst auf kleine Stückzahlen und kurze Wege zwischen Fertigung und Entwicklung gesetzt, um Erfahrung zu sammeln. Dann aber für wesentliche Stückzahlen und auch um den Preis senken zu können, die Produktion nach Fernost ausgelagert. Ein Vorgehen, das die Kanadier schon einmal beim Rennrad „Project California“ genutzt haben.
Wie der „große Bruder“ setzt auch das P3X auf einen Single-Beam-Rahmen, bei dem der Hauptrahmen nur mit den massiven Kettenstreben mit dem Hinterrad verbunden ist und bei dem das Sattelrohr komplett fehlt. Der Sattel wird nur mit einer Schwinge, die auch das eigentliche Oberrohr ersetzt, gehalten. Natürlich wird auch hier auf Scheibenbremsen und Steckachsen gesetzt – dies ist der neue Standard.
Interessanterweise setzt Cervélo beim P3X, anders als beim kürzlich vorgstellten P5, rein auf runde Trinkflaschen, die an verschiedenen Positionen befestigt werden können. Etwa hinter dem Sattel, über dem Tretlager, oder zwischen den Armpads. Aus unserer Sicht eine eigenwillige aber stimmige Herangehensweise. Schließlich werden diese weltweit auf jedem Triathlon so angereicht. Je nach Unterbringung soll der aerodynamische Nachteil des Systems verkraftbar sein. Unsere Erfahrungen im Windkanal bestätigen dies. Hierbei ist jedoch wichtig, dass die Tests immer mit Fahrer beziehungsweise Dummy erfolgen.
Etwas anders als beim P5X ist das Cockpit allerdings schon angelegt: Es entfällt nämlich die Möglichkeit, den Basislenker zum Transport runterzuklappen. Und auch die Möglichkeit, die Extensions anzuwinkeln, ist nicht mehr stufenlos. Sie erfolgt hier mit Keilen in fixen Winkeln. Vermutlich ein Zugeständnis an günstigere Produktionskosten. Dafür kann der Basislenker aber nach Wunsch mit den Griffstücken hoch oder tief montiert werden. Gut, wenn man auf verwinkelten und bergigen Kursen unterwegs ist. In der Höhe wird das Cockpit mit dem Speed Riser System, einer Art Mast, verstellt. Eine prima Lösung im Hinblick auf das Thema Bikefitting.
Der Stauraum in Form von Boxen, der das P5X ausmacht, ist auch hier vorhanden. Platz für Ersatzteile und Verpflegung bietet das P3X zur Genüge. Anders als beim neuen P5, bei dem eher Wert auf ein schlankes Erscheinungsbild gelegt wurde.
Was bei so viel Material natürlich ein bisschen leidet, ist das Gewicht. Mit Speedplay-Pedalen, Trainingslaufrädern und in Größe 54 wog das P3X immerhin 9,7 Kilogramm. Auf einer ersten Testfahrt rund um Phoenix entpuppte sich das P3X dann aber auch als fahrstabiles, auf geradeauslauf getrimmtes Triathlonrad, mit dem der Athlet in vollgetanktem Zustand über Stunden versorgt sein dürfte. Die Schwingenaufnahme des Sattels half dabei, die teils schlechten Highways in der Wüste ein bisschen erträglicher zu machen. Um ein Dämpfungssystem handelt es sich hierbei jedoch nicht. Durch die Steckachsen war trotz des extravaganten Rahmens keinerlei Verwindung auch bei härteren Antritten zu verspüren. Polarisieren wird das P3X vermutlich allein wegen seines Erscheinungsbildes, aber der genaue Blick auf das Konzept hinter Cervélos Ansatz lohnt aus unserer Sicht auf jeden Fall.
Das P3X wird es in den Größen S, M, L und XL geben und in zwei Konfigurationen. Es wird aktuell „nur“ mit der Ultegra-Gruppe, hydraulischen Scheibenbremsen und Di2-Schaltung angeboten und steht ab sofort beim Cervélo-Händler. Das Rad kostet 7.999 beziehungsweise 9.999 Euro.