Leichter Wind und milde Temperaturen um die 16 Grad deuteten am Rennmorgen bereits auf einen vielversprechenden und schnellen Wettkampftag hin. Nachdem um 6:30 Uhr der Startschuss für die Profimänner fiel, gab es auf den 3,8 Kilometern der Auftaktdisziplin, welche beiden Profis ohne Neoprenanzug absolviert werden musste, gleich die erste Überraschung: An der Spitze machte Josh Amberger (AUS) seinem Ruf als Überschwimmer wieder einmal alle Ehre und riss bereits nach wenigen Minuten eine Lücke auf die erste Verfolgergruppe. Darin befanden sich Jan Frodeno, der die meiste Zeit die Gruppe anführte und das Tempo machte, Nick Kastelein (AUS), Patrik Nilsson (SWE) und Patrick Lange.
Nachdem Frodeno beim Ironman 70.3 Kraichgau zwei Minuten auf Patrick Lange herausschwimmen konnte, war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass Frodeno und Lange zusammen aus dem Wasser kommen würden. So kam es allerdings – Josh Amberger verließ das Wasser nach 46:53 Minuten, dahinter folgte die Vierergruppe um Frodeno und Lange mit knapp zwei Minuten Rückstand. Andreas Böcherer hatte beim Schwimmen einige Probleme, musste seine Schwimmbrille richten und verlor damit den Anschluss an die Spitzengruppe. Er kam mit 2:39 Minuten Rückstand auf Amberger als Sechster aus dem Wasser.
Amberger baut zunächst Vorsprung aus, Frodeno und Lange fahren zusammen
Wer davon ausging, dass Ambergers Vorsprung nur von kurzer Dauer sein wird, sollte sich gewaltig täuschen. Der Australier – ebenfalls bekannt als starker Radfahrer – brachte an der Spitze des Feldes ordentlich Druck aufs Pedal und vergrößerte seinen Vorsprung auf die Verfolger kontinuierlich. Zu der Gruppe um Frodeno, Lange, Kastelein und Nilsson konnte nach etwa 50 Kilometern noch Tyler Butterfield (BER) aufschließen. Keiner der Verfolger konnte eine Lücke auf seine Konkurrenten reißen und so fuhr die Fünfergruppe in fairem Abstand zusammen. Nach der ersten Radrunde betrug der Rückstand auf Amberger etwas mehr als vier Minuten. Auf der zweiten Hälfte der 185 Radkilometer ergriff zunächst Jan Frodeno die Initiative und leistete eine knappe halbe Stunde Führungsarbeit. Allerdings ohne Erfolg, weshalb sich der Ironman-Weltmeister von 2015 und 2016 wieder in der Gruppe zurückfallen ließ und seine Bemühungen einstellte. Dieser Fakt sprach dafür, dass das Tempo in der Fünfergruppe nicht unbedingt sehr hoch zu sein schien – niemand ging das Risiko einer ernsthaften Attacke ein. Die Dynamik glich eher einem kollektiven Abwarten.
Nach 140 Kilometern mussten Butterfield und Kastelein etwas abreißen lassen. 15 Kilometer vor der zweiten Wechselzone dann ein Schreckmoment für den Vorjahresdritten Patrik Nilsson: Der Schwede griff sich an den Oberschenkel, hörte auf zu treten und verlor den Anschluss an Lange und Frodeno. Währenddessen verkleinerte sich der Rückstand der Verfolgergruppe auf den führenden Australier in der letzten Stunde auf dem Rad Stück für Stück. Mit einer Radzeit von 4:29:53 Stunden kam Josh Amberger schließlich nur noch mit 19 Sekunden Vorsprung vor Frodeno und 40 Sekunden vor Lange und Nilsson als Erster in die zweite Wechselzone. Im Zeitraum von 30 Sekunden ging das Quartett schließlich auf die Marathonstrecke – es wurde als eine Laufentscheidung um den EM-Titel 2018.
Frodeno distanziert Lange beim Laufen
Patrik Nilsson versuchte erst mit Patrick Lange mitzulaufen, musste aber nach wenigen Kilometern abreißen lassen. Es kam also zum erwarteten Duell zwischen Jan Frodeno und Patrick Lange, die Josh Amberger bereits nach 2,5 Kilometern überholten. Auf dem ersten Drittel des Marathons baute Jan Frodeno seinen Vorsprung auf Patrick Lange von 35 Sekunden auf 1:15 Minuten aus, nach dem Halbmarathon war Frodeno zwei Minuten vor Lange. Auch auf der zweiten Marathonhälfte hatte der amtierende Ironman-Weltmeister dem unglaublichen Tempo von Jan Frodeno nichts entgegenzusetzen. Mit vier Minuten Vorsprung ging Frodeno auf die letzte von vier Laufrunden.
Während der Triathlon-Olympiasieger von 2008 seinem zweiten Ironman-EM-Titel entgegenlief, wurde Patrick Lange auf den letzten Kilometern immer langsamer. Schließlich musste er sich knapp zwei Kilometer vor dem Ziel noch dem starken Läufer Patrik Nilsson geschlagen geben. Nach 8:00:58 Stunden und mit einem neuen Laufstreckenrekord von 2:39:06 Stunden für den Marathon gewann Frodeno das Rennen souverän. Patrik Nilsson folgte mit 7:17 Minuten Rückstand und einer Marathonzeit von 2:46:92 Stunden auf Platz zwei. Patrick Lange wurde letztendlich Dritter bei seinem Heimrennen und kam nach 8:09:26 Stunden und mit 8:28 Minuten Rückstand (2:47:15 Stunden Marathon) ins Ziel.
NAME | NATION | GESAMT | 3.8 KM SWIM | 185 KM BIKE | 42.2 KM RUN | |
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1 | Jan Frodeno | GER | 8:00:58 | 48:42 | 4:28:36 | 2:39:06 |
2 | Patrik Nilsson | SWE | 8:08:50 | 48:46 | 4:28:45 | 2:46:02 |
3 | Patrick Lange | GER | 8:09:26 | 48:43 | 4:29:01 | 2:47:15 |
4 | Nick Kastelein | AUS | 8:18:45 | 48:43 | 4:32:44 | 2:52:33 |
5 | Josh Amberger | AUS | 8:26:16 | 46:53 | 4:29:53 | 3:04:40 |