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Nils Frommhold über sein geplantes Karriereende: „Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr so extrem brenne“

Seit 15 Jahren ist Nils Frommhold als Profitriathlet aktiv, Ende dieses Jahres soll Schluss sein. Im Interview spricht der 36-Jährige über die Entscheidung, die Karriere zu beenden, persönliche Highlights und die Herangehensweise an seine letzte Teilnahme bei der Challenge Roth.

Challenge Roth 2021 - Nils Frommhold

Nils, wie kam es zur Entscheidung, die Karriere zu beenden?

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Schlussendlich ist es ein Prozess, und nichts, bei dem man einfach so eine Entscheidung trifft. Viele Faktoren spielen da mit rein. Ein Faktor war sicherlich, dass ich es in den vergangenen Jahren nicht mehr geschafft habe, an alte Leistungen anzuknüpfen. Entsprechend war ich mit den Ergebnissen und dem ganzen Drumherum nicht mehr so zufrieden, dass es sich gelohnt hätte, so viel zu investieren. Im Großen und Ganzen ist es auch so, dass es in meiner Situation mit zwei Kindern schwierig ist, das aufrechtzuerhalten. Ich müsste den Sport weiterhin als Priorität eins sehen, denn das ist die einzige Möglichkeit, um erfolgreich zu sein. Alle anderen müssen in dem Moment zurückstecken, man weiß aber nicht, inwieweit das dann noch erfolgreich ist. Ich habe dann peu à peu gemerkt, dass ich nicht mehr so extrem brenne und nicht mehr so daran glaube, meine sportlichen Ziele noch mal zu erfüllen. In letzter Zeit habe ich auch gemerkt, dass das Training zwar noch Spaß macht, das letzte Bisschen aber fehlt.

Welche Rolle hat deine aktuelle Verletzung gespielt, ein Ödem im Oberschenkelknochen?

Es war schon klar, dass Roth das Rennen wird, bei dem sich entscheiden wird, wie meine Rahmenbedingungen für die Folgejahre sein werden. Als dann die Verletzung Ende April aufgetreten ist, war klar, dass Roth, wie ich es mir wünsche, unrealistisch ist. Ich hätte wieder Richtung Ende der Saison schauen müssen, wieder eine weitere Saison absolvieren müssen – ein Kreislauf. Ich habe schon zu Saisonbeginn mit meinen Sponsoren kommuniziert, dass es sein kann, dass ich aufhöre, wenn die Saison nicht gut wird.

Inwiefern hat sich jetzt deine Zielsetzung für Roth verändert?

Das würde ich losgelöst von der Entscheidung zum Karriereende sehen, sondern eher auf die Verletzung beziehen. Als feststand, dass es meine letzte Saison wird, habe ich überlegt, wie ich mit Roth umgehe. Das ist das einzige Rennen, das mir wirklich etwas bedeutet und das ich ungern geskippt hätte. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder mache ich es vernünftig und gebe der Verletzung die Zeit, die sie zur Heilung braucht, oder ich probiere, mit viel Alternativtraining, viel Glück und eventuell einer Wunderheilung, wieder hundertprozentig fit zu werden. Jetzt ist irgendetwas dazwischen passiert, was dazu führt, dass ich in Roth beim Laufen nicht hundertprozentig fit sein werde. Ich laufe am Sonntag das erste Mal wieder zehn Kilometer seit zwei Monaten. Für mich ist es aber wichtiger, mit vielleicht nur 90 Prozent Laufform an der Startlinie in Roth zu stehen, als noch vier Wochen Pause zu machen und mir ein Rennen zum Ende der Saison zu suchen. Da würde mir auch niemand garantieren, dass das gut wird. Die Gefahr besteht, dass Roth sportlich eine Enttäuschung wird, ich will aber einfach noch viel mitnehmen aus dem Rennen.

Wäre dir dann das Ergebnis egal, solange du ins Ziel kommst und einen coolen Tag hast?

Jetzt würde ich dir sagen: Ja. Im Rennen ist es dann natürlich nicht egal, da wäre dann schon Enttäuschung dabei, weil man ja immer hofft, dass alles gut ausgeht. Ich will gut vorbereitet sein und mich nicht runterziehen lassen. Was dann im Rennen passiert, ist für mich erst mal zweitrangig, ich will ohne Erwartungen hingehen. Ich werde nicht mehr im Bereich von irgendwelchen Podiumsplatzierungen sein, aber es wäre schön, wenn das Stadion noch einigermaßen voll ist, wenn ich ins Ziel komme (lacht).

Gibt es etwas, das du bereust oder anders machen würdest?

Grundsätzlich habe ich Entscheidungen ja immer getroffen, weil ich davon überzeugt war. Das sind eher Kleinigkeiten, die man hätte anders machen können. Im Großen und Ganzen kann ich im Reinen mit mir darauf zurückblicken, wie alles gelaufen ist und kann damit leben, was ich erreicht habe.

Was war dein persönliches Highlight?

Für mich persönlich waren das die Rennen, bei denen ich mich überrascht habe. Sei es 2008, als ich mich das erste Mal für die DTU-Nationalmannschaft qualifiziert habe oder als ich 2012 den ironman Arizona gewonnen habe. Der Roth-Sieg (2015, Anm. d. Red.) war fast schon „eingeplant“ – da wollte ich gewinnen und habe gewonnen, habe mich aber nicht überrascht. Da konnte ich vielen Leuten in meinem Umfeld etwas zurückgeben und da gibt es viele schöne Erinnerungen, die außerhalb vom eigentlichen Rennen stattgefunden haben.

Wie sehen deine Pläne nach dem Profisport aus und worauf freust du dich am meisten?

Am meisten freue ich mich, dass ich nicht mehr 365 Tage im Jahr irgendeinen Trainingsplan erfüllen muss. Das Leben wird nicht unbedingt stressfreier, man kann aber mehr die Momente genießen und ist nicht mehr so getrieben. Als Leistungssportler beschäftigt man sich rund um die Uhr damit, wie man besser wird und die Konkurrenz schlägt. Ich freue mich, dass dieser Druck wegfällt. Ich kann mehr zu Hause sein, einfach mal Dinge machen, wie in den Urlaub zu fahren, und wir können als Familie mehr zusammen machen. Beruflich kann ich mir vorstellen, etwas in Richtung Wirtschaftsprüfung zu machen ab Oktober, nachdem ich gerade meine Bachelorarbeit in BWL schreibe. Im Triathlon würde ich gern weiterhin etwas machen, etwa jüngere Athleten begleiten und meine Erfahrungen weitergeben. Aber nicht hauptberuflich. Ich will nicht raus aus der Triathlonbubble bleiben, aber nicht direkt in die nächste Selbstständigkeit und erst einmal ein bisschen Abstand haben.

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Anna Bruder
Anna Bruder
Anna Bruder wurde bei triathlon zur Redakteurin ausgebildet. Die Frankfurterin zog nach dem Studium der Sportwissenschaft für das Volontariat nach Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Nach vielen Jahren im Laufsport ist sie seit 2019 im Triathlon angekommen und hat 2023 beim Ironman Frankfurt ihre erste Langdistanz absolviert. Es war definitiv nicht die letzte.

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