Die Bedingungen zum Auftakt des Weltrekordversuchs waren nicht in allen Aspekten ideal. Nach 13 Stunden kam Jonas Deichmann bei seiner ersten von 120 Langdistanzen an 120 Tagen ins Ziel. Zusätzliche Motivation lieferte die Atmosphäre an der Strecke.
Seinen unbändigen Optimismus lässt sich Jonas Deichmann nicht nehmen. 15 Grad Celsius zeigte das Thermometer für das Wasser im Rothsee an, als sich der Extremsportler um 7 Uhr morgens am Himmelfahrtstag auf den Weg zu seinem neuesten Abenteuer machte. 120 Langdistanzen im „Triathlon-Mekka“ Roth in 120 Tagen, „Challenge 120“ eben. Nach 3,8 Kilometern Schwimmen in 1:15 Stunden schälte sich Deichmann aus seinem Neoprenanzug. Beziehungsweise: Er versuchte es. Es wirkte etwas hölzern, während der Nebel vom schweren Atem in der kühlen Morgenluft aufstieg. „Ich habe leichte Probleme mit der Hand bekommen, die hat angefangen zu krampfen“, erklärte Deichmann die vorangegangene Situation im Wasser. „Die ersten beiden Runden waren überhaupt kein Problem, dann wurde es ein wenig kalt. Ich habe auch den Fuß nicht mehr ganz gerade bekommen.“
Kein Zweifel: Die Bedingungen zum Auftakt seiner Challenge waren gut, aber in einigen Bereichen eben nicht ideal. Das wird dem Abenteurer bis zum Finalabschnitt am 5. September vermutlich noch häufiger begegnen. Und genau deshalb ist Jonas Deichmann Abenteurer – er wächst an seinen Aufgaben und unvorhersehbaren Situationen. Durchhalten, Lösungen finden. Nur so hat er seine Radrekorde auf den Touren vom Nordkap nach Kapstadt, von Alaska bis Feuerland oder von Capo da Roca nach Wladiwostok aufstellen können. Sein Optimismus blitzte auch nach dem kühlen Auftakt dementsprechend auf. „Es wird mit jedem Tag etwas wärmer“, sagte er lapidar zu den Voraussetzungen beim Schwimmen, das sich circa 200 Leute vom Ufer aus angesehen hatten. Die Feuerwehr war ebenfalls mit sechs Fahrzeugen vor Ort. Zehn Schwimmer hatten sich mit Deichmann ins kühle Nass gewagt und ihn auf den ersten Runden im Wasser begleitet. Neben der Kälte gab es eine weitere Herausforderung: Auf dem nebligen See betrug die Sichtweite nur circa 20 Meter. Die Bojen waren selbst vom Begleitboot aus nicht richtig zu sehen. Die Athleten mussten dadurch einige Extrameter schwimmen. Für Jonas Deichmann ging es nach einer Aufwärmpause weiter.
„Bin einfach nur glücklich“
Dem kühlen Auftakt folgte dann weitaus mehr als nur warmer Applaus. Immer wieder wurde der gebürtige Stuttgarter an der Strecke von Zuschauern lautstark angefeuert, hatte zugleich auch immer mal Zeit für einen Dank und einen Gruß an die Passanten. Auf den 180-Radkilometern bildete sich eine größere Traube von circa 40 Mitfahrern, die Deichmann über den Kurs begleiteten und für zusätzliche Motivation sorgten. Auf der 42,195 Kilometer langen Laufstrecke gab es ebenfalls Begleitung von rund 20 Läufern und deutlich hörbaren Support. Verpflegt wurde Deichmann aus einem ihn begleitenden Lastenrad. In T2 hatte sich der Abenteurer übrigens ein Startnummernband um die Hüften gesteift, auf dem eine 1 prangte – als Zeichen für den Auftakt seiner Challenge. Am Ende will er mit Nummer 120 ins Ziel kommen. Schließlich beendete er den Tag nach insgesamt 13 Stunden und durfte das erste von 120 Zielbannern hochhalten. „Ich bin endlich unterwegs und einfach nur glücklich“, bilanzierte Deichmann Tag 1. „Es ist unglaublich, was für eine Atmosphäre.“
Wer Jonas Deichmann per Livetracker verfolgen möchte, kann das auf der Website des Abenteurers an jedem der 120 Tage seiner Challenge tun. Begleitung auf der Strecke ist ebenfalls herzlich willkommen. Damit nichts schiefläuft, hat er Regeln und Hinweise für Begleiter ebenfalls auf seiner Homepage zusammengefasst.