Sonntag, 26. März 2023
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EquipmentDas Orbea Ordu im Test

Das Orbea Ordu im Test

Als im Oktober das neue Orbea „Ordu“ präsentiert wurde, war die Aufmerksamkeit im Netz groß. Und dies war keine Überraschung, schließlich gab es einige offensichtliche Details zu diskutieren, die das neue Orbea von seinem Vorgänger abheben.

Die Entwickler betonten damals, dass viel Arbeit in Bereiche wie Aerodynamik, Gewicht und Handling geflossen sei, um das Rad besser zu machen. So sei zum Beispiel jeder Teilbereich des alten Ordu auf den Prüfstand gekommen und hinsichtlich seiner Bedeutung für die Aerodynamik des gesamten Systems bewertet worden.

Schnelles Shape-Konzept

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Dadurch sei es gelungen, ein neues Shape-Konzept sowie neue Anbauteile (Cockpit, Aero-Flasche und Staufach) zu entwickeln, die den Windwiderstand des gesamten Systems um 11,5 Prozent verringern sollen. Eine Aussage, die sich nur schwer überprüfen und auch nicht verallgemeinern lässt. Ganz ­anders als das Gewicht, das Orbea stark gesenkt haben will. Unser Testrad in ­Größe S/M kam inklusive Flasche und Box auf 8,9 Kilo­gramm, was respektabel ist.

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Nils Flieshardt / spomedis Die neue Frontpost-Lösung am Ordu ähnelt dem Sattelstützenprinzip.

Doch dem Gewicht soll keine allzu große Bedeutung zukommen. Deutlich entscheidender ist alles, was auf die Sitzposition Einfluss hat, und dazu gehört auch das komplett neue Cockpit. Hier setzt ­Orbea auf eine Frontpost-Lösung, die dem Sattelstützenprinzip ähnelt. So lässt sich durch das Lösen von nur zwei Schrauben die Höhe des Cockpits in einer Range von 140 Millimetern verstellen. Dazu sind Lenker und Bridge drehbar und die standardmäßigen Extensions lassen sich samt Armschalen mit Einsätzen stufenweise bis zu 15 Grad anstellen. Hier bietet das Ordu eine ordentliche Range, in der sich die passende Posi­tion auf dem Cockpit finden lässt, und auch der Sattel lässt sich auf der Stütze in einem breiten Bereich positionieren.

Aero-Konzept für Flüssigversorger

Auffällig: Das Oberrohr geht formschlüssig in den Vorbau über, was gleichermaßen der Aerodynamik dienen dürfte und für eine aufgeräumte Optik sorgt. Doch dieser Übergang bedeutet auch eine Einschränkung. Eine Oberrohrbox gibt es nicht und selbst wenn man einen Weg fände, eine solche Box provisorisch zu befestigen, stünde sie im Wind und das Aero-Konzept des Cockpits ginge nicht mehr auf. Hier ergibt sich im Vergleich zu vielen anderen modernen Triathlonrädern mit inte­grierten Boxen ein Nachteil. Feste Nahrung und der damit verbundene Müll lässt sich mit dem Orbea nicht komfortabel und aerodynamisch transportieren. Dies kann man entsprechend nur verkraften, wenn man ohnehin ausschließlich auf flüssige Nahrung setzt. Diese ließe sich (mit einer Halterung eines Fremd­anbieters) nur hinter dem Sattel und in der mitgelieferten Aero-Flasche am Unterrohr mitführen.

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Nils Flieshardt / spomedis Am Ordu gibt es schlüssige Übergänge, aber weder Oberrohrbox noch Trinksystem.

Zudem muss man in jedem Fall auf ein passendes Trinksystem zwischen den Armen setzen, um die Wasserversorgung sicherzustellen. Auch hier ist man auf einen Fremdanbieter angewiesen. Alles in allem ist der Weg, den Orbea hinsichtlich der Versorgung geht, unserer Meinung nach deshalb einer, dem nicht alle Triathleten werden folgen wollen.

Praktisch ist hingegen die Box auf der Unterseite des Unterrohrs, die genug Platz für ein komplettes Pannenkit bietet, das sich klapperfrei unterbringen lässt. Wer dieses Platzangebot nicht nutzen will oder darf (zum Beispiel in einem UCI-Zeitfahren), kann die Box auch abschrauben. 

Gespannt waren wir auf den Praxistest, denn Orbea hatte verkündet, dem ausgesprochenen Geradeausläufer ein neues Handling verpasst zu haben. So sollte die Stabilität in der Aero-Position erhöht worden sein, aber das Einlenkverhalten gleichzeitig direkter ausfallen. 

Der Praxistest

In der Praxis führen die Veränderungen, die an der Geometrie vorgenommen wurden, genau zu diesen Effekten. Doch das Fahrverhalten ist dadurch eines geworden, das man mögen muss und einer gewissen Gewöhnung bedarf. Fährt man bei niedrigem Tempo mit den Händen am Basebar, muss man beim Einlenken sehr aufmerksam sein, denn das Vorderrad reagiert prompt auf jede kleinste Lenkbewegung. Bei hohem Tempo hingegen, wenn das Gewicht auf den Armschalen lastet, stabilisiert sich das extrem steife Ordu und lässt sich ohne Probleme im Zaum halten. Ob dies das Handling ist, das man sich von seinem Triathlonrad wünscht, lässt sich nur durch Ausprobieren feststellen.

Die Windanfälligkeit des neuen Rads geht in Ordnung: Trotz recht starker Böen kam im Test keine Unsicherheit auf. Dies ist aber zum Teil auch auf die relativ flachen Laufräder zurückzuführen. Orbea setzt auf die Vision „55 SC Disc Carbon TLR CL“, deren Performance (bis auf die bei Nässe rutschigen Vittoria-Reifen) keinen Anlass zu Kritik bot. Allerdings fielen bei genauem Hinsehen kleine Wellen an der Carbonflanke auf. Dies mag lediglich ein optischer Makel sein, doch an einem Rad für 8.779 Euro darf man aus unserer Sicht tadellose Laufräder erwarten.

Positiv lassen sich die Griffe am ­Basebar hervorheben, die sich deutlich besser anfassen als Lenkerband. Und auch die ­Aero-Flasche machte im Praxistest einen guten Eindruck. Sie lässt sich einfach aus der Halterung nehmen und beim Einstecken „schnappt“ sie sicher ein. Zudem hat Orbea einen guten Platz für die Verbindungsbox der elektronischen Schaltung gefunden. Sie sitzt unter dem Aero-Flaschen-­Halter am Unterrohr und ist einfach zugänglich.

Fazit

Das Orbea Ordu ist ein interessantes Rad, das mit einigen außergewöhnlichen Lösungen daherkommt und in vielen Bereichen überzeugen kann. Doch die Eigenständigkeit bedeutet auch, dass es keine Maschine für die breite Masse ist. Im Gegenteil! Nur wenn die eigenen Bedürfnisse zum Konzept passen (Stichwort flüssige Verpflegung), kann man mit dem Ordu ohne ­Kompromisse Spaß haben.

Nils Flieshardt
Nils Flieshardt
Nils Flieshardt ist Chefredakteur der Zeitschrift triathlon und seit über 15 Jahren als Radexperte im Einsatz. Wenn er nicht am Rechner sitzt, findet man ihn meist hinter der Kamera auf irgendeiner Rennstrecke oder in Laufschuhen an der Elbe. Als Triathlet ist er mehr finish- als leistungsorientiert, aber dafür auf allen Distanzen zu Hause.
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