Jonas Deichmann hat auf der 26. Etappe seines Triathlons rund um Deutschland die Gunst der Stunde genutzt. Das hatte allerdings weniger mit sportlicher Leistung zu tun, als vielmehr mit Equipmentpflege. Nach 44 Kilometern Strecke und 2.000 Höhenmetern stürzte sich der 33-Jährige kurzerhand in einen Fluss, badete und sorgte für sauberer Kleidung. „Ich hatte Traumwetter, da konnte ich die Sachen noch trocknen“, sagt der Abenteurer, der die Tage zuvor mit Regen und durchnässter Ausrüstung zu kämpfen hatte. Dadurch stellten sich auch bereits körperliche Wehwehchen ein, die durch den einen Tag im Trockenen wieder abklingen. „Die Blase, die ich mir durch die nassen Socken und aufgeweichte Haut gelaufen hatte, ist mittlerweile wieder einigermaßen verheilt.“
Stattdessen fordert das mittlerweile anspruchsvolle Streckenprofil den Körper. Ein Pass jagt den nächsten. Die Höhenmeter, die Jonas Deichmann nach oben zurücklegt, müssen auch wieder runtergelaufen werden – und diese mitunter extrem steilen Passagen beanspruchen Füße und Beine auf das Äußerste. „Ich habe ein bisschen Probleme mit der linken Ferse bekommen“, berichtet Deichmann.
Einsame Straßen und kleine Pfade durch die Natur
Der Sonntag hatte derweil wie die vorangegangenen Tage begonnen. „Ich bin aufgewacht, weil mein Schlafsack vom Morgentau und Hochnebel nass geworden ist und ich gefroren habe. Daher bin ich schon früh morgens um sechs Uhr gestartet. Es ging gleich über vier Kilometer den ersten, etwas kleineren, Pass hoch. Nach einer halben Stunde war der Nebel weg und der Ausblick bei Traumwetter auf den Gipfel war fantastisch.“
Erstes Ziel für Deichmann beim Abstieg war ein Bäcker, zur Stärkung für den nächsten Abschnitt. „Ich habe ordentlich gefrühstückt, dann ging es hoch auf den ersten richtigen Pass, der etwas länger war. Die Strecke führte durch eine tolle Natur, einsame Straßen haben dort hochgeführt, kleine Pfade mit jeder Menge Kühe und auch Wanderern aus dem Münchener Einzugsgebiet, die sich am Sonntag bei dem Traumwetter auf den Weg gemacht oder das Wochenende dort verbracht hatten.“
Deichmann machte ordentlich Strecke auf dem Pass. „Es lief richtig gut, als ich wieder runter gekommen bin, hat nach dem zweiten Pass jemand mit Stickers, Kuchen und Cola auf mich gewartet. Anschließend habe ich mich aufgemacht über den letzten Pass, eine Alm. Das waren rund 20 Kilometer, eine Traumkulisse“, berichtet Deichmann. „Es war wieder sehr steil.“ Beim Runterlaufen traten die Schmerzen in der linken Ferse auf, die aber nach dem Bad im Fluss fast vergessen waren.
Finish für kommendes Wochenende geplant
Nach dem Tag mit „Traumwetter“ sah der Abenteurer bereits der nächsten Gewitterfront am Montag entgegen. Seine Motivation liegt auch darin, dass das Ziel mit noch zu absolvierenden 270 Kilometern bereits in Reichweite ist. Sein Finish peilt Deichmann für das kommende Wochenende an. „Ich bin jetzt am Inn, habe die Chiemgauer Alpen komplett durchquert und komme nun in die Gegend meine Hausberge aus der Zeit, in der ich noch in München gelebt habe“, so Deichmann, der bei der Suche seines Schlafplatzes vor der 27. Etappe aufatmen konnte. „Ich habe gesehen, dass es in dem Dorf eine alte Open-Air-Bühne gibt, die derzeit geschlossen ist. Dort kann ich mich wunderbar hinlegen und habe einen trockenen Platz zum Schlafen, ohne Regen oder Morgentau.“ Zunächst aber gab es noch eine abendliche Stärkung – die beinahe schon obligatorische Pizza.
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Abenteuer. Per Livetracker ist seine Route über seine Website jonasdeichmann.com zu verfolgen. “Der Tracker sendet alle fünf Minuten meine Position. Wer ein Stück der Strecke mit mir zusammen Laufen möchte, kann das gern tun. Ich freue mich über Begleitung”, so Deichmann.
Alle Tagebucheinträge von Jonas Deichmann
- Jonas Deichmann will einen Triathlon rund um Deutschland absolvieren
- Für Jonas Deichmann beginnt die erste Challenge des Jahres mit einem 16-fachen Ironman
- Tag 1: Jonas Deichmann ist zu seinem 16-fachen Ironman gestartet
- Tag 2: Perfekte Bedingungen und eine Einkaufstour
- Tag 3: Gegenwind verhindert anvisiertes Ziel
- Tag 4: Die Wechselzone ist in Sicht
- Tag 5: Hindernisse auf den letzten Kilometern
- Tag 6: 260-Kilometer-Trip zur Erholung
- Tag 7: Mit Begleitung durch den Pfälzer Wald
- Tag 8: Bergetappe durch einsames Gebiet
- Tag 9: „Ich freue mich auf Schleswig-Holstein“
- Tag 10: Eintönigkeit muss keine Tristesse bedeuten
- Tag 11: Mit Rückenwind die Nordsee entlang
- Tag 12: Ein neuer Rekord
- Tag 13: Erinnerungen an einen Rad-Klassiker und die Königsetappe im Blick
- Tag 14: Triathlon trifft Sightseeing
- Tag 15: Der zweite Wechsel ist in Sicht
- Tag 16: Ein langer Tag
- Tag 17: Zwei Bergprüfungen und der Wechsel auf die Laufstrecke
- Tag 18: Wiener Hackbraten und Spätzle retten den ersten reinen Lauftag
- Tag 19: Völlig ausgehungert zu neuem Tages-Laufrekord
- Tag 20: Mit netter Begleitung und Pizza-Power am Inn entlang
- Tag 21: Mit großen Schritten in Richtung Alpen
- Tag 22: Im Kampf gegen Moskitos und die Monotonie
- Tag 23: Die Berge bereits im Blick
- Tag 24: Zwischensprint auf der Bobbahn am Königssee
- Tag 25: Kalte Nacht mit leerem Magen
- Tag 26: Steiler Abstieg sorgt für Beschwerden
- Tag 27: Rutschpartie ins alte Heimatrevier
- Tag 28: Verlassene Gegend an der österreichischen Grenze
- Tag 29: Unterwegs in unerwarteter Wildnis
- Tag 30: Mit Wehmut über den letzten richtigen Pass
- Tag 31: Ein Umweg für das Abendessen
- Tag 32: Zwischensprint für einen entspannten Endspurt