Der Große Alpsee ist das Herzstück des Allgäu Triathlons: Hier findet das Schwimmen statt, am Ufer in Bühl stehen die Wechselzone und das klassische Zieltor. Beim Tri Battle Royale wird hier ebenfalls die Auftaktdisziplin ausgetragen – mit mehr Aufwand für weniger Teilnehmer.
Eine Bühne für die beiden Profis wurde im Ortskern von Bühl aufgebaut: In der linken Ecke Jan Frodeno, in der rechten Lionel Sanders. So viel Platz in der Wechselzone ist selten. Die Augen der Triathlonwelt richten sich an diesem Morgen auf dieses Podest. Wie sind die Räder konfiguriert? Welche Verpflegung kommt ans Rad? Wer hat wie viele Zähne auf dem großen Blatt?
Jan Frodeno ist der Erste, der sein Rad eincheckt. Durchcheckt. Die Getränkereste der letzten harten Einheit vertilgt, um neue Energie in den Tank zu füllen. Und der seinen Helm an den neuen Mono-Tri-Bar hängt – wo er nicht bis zum gewünschten Moment hängen bleiben wird. Der dreifache Ironman-Weltmeister wirkt angespannt.
Es ist nicht überliefert, ob es Höflichkeit, Jetlag oder Drehbuch ist, dass Lionel Sanders die Bühne erst lange nach dem Weltmeister betritt. Doch auch der Kanadier geht akribisch vor in der Vorbereitung auf ein Rennen, das ganz anders ist als alle anderen zuvor – und sicher auch die meisten danach.
Es kann losgehen. Um kurz vor 9 Uhr am Sonntagmorgen bitten die Streckensprecher die Kontrahenten aus ihren Umkleidekabinen. In der roten Ecke: Jan Frodeno. Er macht einen lockeren, gelösten Eindruck. Das heute ist der Tag, den er selbst so haben wollte. Und in der grünen Ecke: Lionel Sanders. Der Kanadier wirkt nun deutlich angespannter. Heute steht viel auf dem Spiel, mehr als nur der Unterschied zwischen Platz 1 und Platz 2.
Es kann losgehen: Ein Boot (elektrisch, wie viele weitere Begleitfahrzeuge heute) bringt die beiden Kontrahenten zum Startponton. Ein letztes Händeschütteln. Dann zählt’s.
Der Streckensprecher sagt: „Ten seconds to go“, ohne diese zehn Sekunden abzuwarten. Der Startschuss folgt unmittelbar, das Rennen ist eröffnet. Tri Battle Royale – die Jagd beginnt.
Sofort setzt sich Jan Frodeno an die Spitze. Seinen Vorsprung baut er beim Schwimmen rasch aus, Meter für Meter, Minute für Minute. Beide folgen einer Unterwasserleine, die die Richtung vorgibt. Die vier Ecken des Kurses sind eigentlich Kurven. Jeder Schwimmer hat einen Paddler vor sich, der zusätzlich für Orientierung sorgt. Jan Frodeno ist 45:58 Minuten unterwegs, das sind 1:12 Minuten pro 100 Meter, 38-mal hintereinander. Lionel Sanders braucht fünf mehr, eine neue Bestzeit für den Kanadier. Die erste Disziplin hat zwei Sieger.
Der erste Wechsel: Frodeno verpatzt ihn, Sanders meistert ihn. Der Deutsche braucht lange, um in seinen Einteiler zu schlüpfen, muss noch eine überflüssiges Etwas aus dem Inneren hervorkramen. Dann fällt auch noch der Helm vom schmalen Ausleger.
Sanders stellt sich geschickter an. Er hatte den Einteiler bereits unter dem Neoprenanzug komplett geschlossen, jeder Handgriff sitzt und unterstreicht die Ambitionen: Der Kanadier bläst zur Jagd.
Die erste Disziplin ist Geschichte. Es fühlt sich seltsam an, dass hier nun schon alles vorbei ist, nicht noch ein paar Profis mehr und Hunderte Agegrouper folgen. Auch wir brechen auf – zur Bundesstraße B19 und ins Zielstadion in Burgberg. Doch davon in der nächsten Galerie mehr.
Alle Fotos: Nils Flieshardt und Frank Wechsel