Die Radstrecke von Tokio: flach, aber unbequem. Immer wieder bremsen, immer wieder antreten. Bei zunehmender schwüler Hitze.
Zur Erinnerung an unserer erste Bildergalerie aus Tokio: Weltmeister Vincent Luis (Frankreich) steigt vor dem Russen Dmitry Polyanskiy und dem Hannoveraner Jonas Schomburg aufs Rad. Die Norweger liegen im Mittelfeld. Als die Spitze nach fünf Kilometern wieder das Stadion im Odaiba Marine Park erreicht, haben sich neun Fahrer abgesetzt.
Jonas Schomburg drückt mit aufs Tempo, die Gruppe kann sich über 20 Sekunden absetzen. Und es sind einige starke Läufer dabei. Das wissen auch die Verfolger – die das natürlich nicht gutheißen können. Jonas Schomburg arbeitet viel, präsentiert sich immer wieder an der Spitze.
Die Sportler mit dem größten Interesse, den Vorsprung zu verkleinern, kommen aus Norwegen. Sie haben schon vor Jahren die Parole ausgegeben: Einer von uns wird in Tokio Olympiasieger. Wer der Kapitän sein würde, war lange unklar. Doch heute sieht man vor allem Casper Stornes arbeiten. Für Kristian Blummenfelt.
Die Norweger haben ihre Hausaufgaben gemacht. Nicht nur im Training. Von den zahlreichen Lenkerkonstruktionen aus diversen 3-D-Laboren haben die der Norweger am meisten für Aufsehen gesorgt. Und heute zeigt sich: Sie funktionieren. Die Lücke wird kleiner, die Ausreißer sind nach der Hälfte der Distanz keine Gefahr mehr. Und dann präsentiert sich auch Blummenfelt an der Spitze. Nun muss er kontrollieren. Er weiß, was er für diesen Tag getan hat.
Doch einer fehlt plötzlich im Riesenpack: Jonas Schomburg radelt dem Hauptfeld nun plötzlich 30 Sekunden hinterher! Was ist passiert: Schomburg war mit dem Österreicher Alois Knabl, der schon einmal das Jugendformat der Olympischen Spiele für sich hatte entscheiden können, kollidiert, beide stürzten. Knabl musste mit abgerissener Schaltung aussteigen, Schomburg konnte weiterfahren. Doch alle Chancen auf eine Top-Platzierung sind dahin. Auch Justus Nieschlag kann heute nur mitfahren, sich nie richtig in Szene setzen. Es wird ein schwerer Tag für die Deutschen.
Kristian Blummenfelt ist am Ende des Radfahrens dort, wo er am Ende des Radfahrens sein wollte: in der Position des Gestalters. Jetzt wird sich zeigen, ob die Norweger auch in Sachen Hitzeakklimatisation alles richtig gemacht haben. Jonas Schomburg dageben sind alle Gestaltungsmöglichkeiten genommen. Wie die Geschichte ausgeht, zeigen wir in einer dritten Galerie vom Rennen.